© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 44/20 / 23. Oktober 2020

Lesereinspruch

Unfaire Betrachtung

Zu: „Tribunal gegen das Kaiserreich“ von Karlheinz Weißmann (JF 43/20)

Der Name des Lehrers Karlheinz Weißmann ist auch außerhalb von Fachkreisen durch seine vielen Artikel und Bücher zur protestantisch-preußischen und deutschen Geschichte der letzten 300 Jahre bekannt, die genau das liefern, was in der Rezension des Buches „Schatten des Kaiserreiches“ von Eckart Conze bemängelt wird: Analyse. Dennoch geht Conze sehr vorsichtig mit den Verfehlungen des Kaiserreiches um, das ist sein Verdienst. Wenn Weißmann Nipperdey und Möller zitiert, dann pickte er einseitig Zitate heraus, um Conze eins überzubraten. Das ist unfair. Wenn er Conze vorwirft, die Zeit des Vormärz nur marginal und „langweilig“ zu beschreiben, so ist der Rezensent zu tadeln, wie er selbst in seiner „Deutschen Geschichte für junge Leser“ ganze Kapitel der deutschen Geschichte der Jugend verkürzt oder verschweigt. Dabei läßt sich nicht bestreiten, daß es eine gerade Linie vom protestantischen Antisemitismus des preußischen Kaiserhauses zum Antisemitismus des Nationalen Sozalismus gibt. Wer das abstreitet, biegt die Geschichte um, wie es die linken Geschichtsrevionisten tun.

Dr. Hans-Jürgen Wünschel, Maxdorf