© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 45/20 / 30. Oktober 2020

Weise professorale Ratschläge zur Bürgerkriegslage in Mali
Verhandeln zwecklos
(dg)

Kein deutscher Intellektueller würde es je wagen, sich mit gleicher lebensnaher Schärfe über die Zustände in einem afrikanischen Land zu äußern, wie dies Youssouf Coulibaly tut, der an der malischen Universität in Bamako Internationales Recht lehrt. Den Militärputsch vom August 2020 verteidigt der Jurist, weil dadurch das korrupte Regime des Staatspräsidenten Ibrahim Boubacar Keïta beseitigt wurde, das viel Geld aus dem Militärbudget in eigene Taschen schaufelte. Geld, das für die Ausrüstung der im Kampf gegen Terrorismus, Dschihadismus und grenzüberschreitender Bandenkriminalität stehenden Truppen gefehlt habe, was wiederum deren seit 2012 stetig gestiegene Verluste bedingte. Familien gefallener Soldaten seien mit nur 150 Euro und ein paar Säcken Reis „entschädigt“ worden. Die Bevölkerung habe daher keinerlei Vertrauen mehr in die gesamte politische Klasse. Auch bei einer Rückkehr zur verfassungsmäßigen Ordnung sollten USA und EU weiter die Armee unterstützen (Welt-Sichten, 10/2020). Denn mit den von ihr bekämpften islamischen Terroristen könne es keine „politische Lösung“ geben, „mit ihnen zu verhandeln ist zwecklos“. Bei ihrer gewaltsamen Ausschaltung dürfe die Armee sich nur nicht auf die Hilfe von Milizen verlassen, die ihnen gelieferte Waffen „ohne Rücksichten auf die Menschenrechte“ einsetzen, so daß der Bürgerkrieg in Mali sich verschärfen würde. 


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