© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Begriff „Rasse“ soll aus dem Grundgesetz gestrichen werden
Machtdemonstration
Moritz Schwarz

Wie trinken Sie Champagner: Flöte? Kelch? Egal, Hauptsache der Schampus perlt! Auch gut, doch heißt das, daß es Flöte und Kelch nicht gibt, nur weil der Unterschied irrelevant ist? 

Eben das will uns die Politik weismachen – natürlich nicht in puncto Schaumweinglas, sondern beim Thema Rasse. Die, so will die Wissenschaft nämlich entdeckt haben, gebe es gar nicht. Daß „Wissenschaft“, die derlei behauptet, mit Wissenschaft nichts zu tun hat, ist schon deshalb klar, weil Kategorien willkürliche Sinnstiftungen sind, aber nichts Objektives, das man wissenschaftlich falsifizieren könnte.

Dennoch ist die Bundesregierung sich nun einig, „daß es keine Menschenrassen gibt“ und will das Wort aus dem Grundgesetz tilgen. Wer glaubt, es gehe nur um Buchstaben, die Streit nicht lohnen, irrt. Dahinter steht die Frage nach der Macht, wer Begriffe setzt und so die Debatte beherrscht. Das Grundgesetz ist ein symbolträchtiger „Ort“, der nicht umsonst von Moden, Zeitläuften und Machtverhältnissen unberührt zu bleiben hat. Genau das aber macht ihn für Ideologien so anziehend: Wem es gelingt, die seine bis dorthin zu tragen und zu verankern, der demonstriert nicht nur seine Macht, der macht seine Weltanschauung auch zur neuen Verfassungsnormalität. Mit ihrer Zustimmung haben Kanzlerin und Union erneut versagt, beim Schutz unserer freiheitlichen Ordnung vor beständiger Umwandlung in einen Ideologiestaat.