Nachdem das polnische Verfassungsgericht das bisherige Abtreibungsrecht für ungültig erklärt und somit auch die eugenische Tötung ungeborener Kinder mit genetischen Defekten (v.a. dem Down-Syndrom) verboten hat, geschah das Ungeheuerliche. Nicht nur gingen Zehntausende junger Menschen auf die Straßen, um für das Recht der Frauen auf „ihren“ Körper zu protestieren: Es kam auch überall im katholischen Polen zur Schändung von Kirchen und Denkmälern; selbst Statuen des hl. Johannes Paul II. wurden vandalisiert.
Wie immer man die Entscheidung des Gerichts bewerten will, Polen steht angesichts der Gewalttätigkeit jener Ausschreitungen unter Schock: Daß die linksradikale Indoktrinierung der Jugend solche Ausmaße angenommen hätte, traf alle Beobachter völlig unerwartet. Freilich: Jeder Druck bewirkt einen Gegendruck – und so formierte sich rasch bedeutender Widerstand konservativer Jugendlicher, welche seither überall in Polen vor den Kirchen Wachen postieren. Wenigstens ein Gutes haben die Proteste aber: Auch in Polen hat die linksliberale Opposition die Maske fallengelassen. Niemand kann mehr übersehen, wer für Ordnung und Tradition steht – und wer für Chaos und kulturellen Selbsthaß.
Prof. Dr. David Engels ist Professor für Römische Geschichte in Brüssel und forscht am Posener West-Institut (Instytut Zachodni).