© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Demonstrationen in Polen
Chaos gegen Ordnung
David Engels

Nachdem das polnische Verfassungsgericht das bisherige Abtreibungsrecht für ungültig erklärt und somit auch die eugenische Tötung ungeborener Kinder mit genetischen Defekten (v.a. dem Down-Syndrom) verboten hat, geschah das Ungeheuerliche. Nicht nur gingen Zehntausende junger Menschen auf die Straßen, um für das Recht der Frauen auf „ihren“ Körper zu protestieren: Es kam auch überall im katholischen Polen zur Schändung von Kirchen und Denkmälern; selbst Statuen des hl. Johannes Paul II. wurden vandalisiert.

Wie immer man die Entscheidung des Gerichts bewerten will, Polen steht angesichts der Gewalttätigkeit jener Ausschreitungen unter Schock: Daß die linksradikale Indoktrinierung der Jugend solche Ausmaße angenommen hätte, traf alle Beobachter völlig unerwartet. Freilich: Jeder Druck bewirkt einen Gegendruck – und so formierte sich rasch bedeutender Widerstand konservativer Jugendlicher, welche seither überall in Polen vor den Kirchen Wachen postieren. Wenigstens ein Gutes haben die Proteste aber: Auch in Polen hat die linksliberale Opposition die Maske fallengelassen. Niemand kann mehr übersehen, wer für Ordnung und Tradition steht – und wer für Chaos und kulturellen Selbsthaß.






Prof. Dr. David Engels ist Professor für Römische Geschichte in Brüssel und forscht am Posener West-Institut (Instytut Zachodni).