© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Weißes Denken kann nicht nicht rassistisch sein
Schwarze Zukunft des Christentums
(dg)

Bei dem entfesselten „Social-Media-Aktivismus unter dem Hashtag #blacklivesmatter (Schwarze Leben zählen)“ gehe es nicht etwa um die „Tribunalisierung weißer Menschen“, scheint Marita Wagner beruhigen zu wollen (Herder Korrespondenz, 9/2020). Sondern „nur“ darum, so erklärt die 1992 geborene katholische Theologin und Chefredakteurin des Forums Weltkirche, daß Weiße ihre „unsichtbaren Privilegien“ aufgeben sollen und alle Nicht-Weißen „Anteil an ihrem Wohlstand“ nehmen lassen. Dazu sei es erforderlich, das kollektive Bewußtsein „weißer Gesellschaften“ zu verändern und sie für die „Narrative“, sprich sozialistische Gleichheitsideologie, der „BIPoC-Community“ (Black, Indigenous and People of Colour) zu öffnen. Zunächst gelte es sich klarzumachen, daß Weiße „nicht nicht rassistisch“ sein können. Denn auf unterschiedliche Weise seien sogar „alle Menschen Teil des rassistischen Systems“. Aber vor allem im „westlichen, kolonialen Denken“ gefangene Weiße hätten es am meisten nötig, ihre Identität als „rassistisch“ durchsetzt zu reflektieren. Es genüge für sie nicht, „keine Rassisten“ zu sein, sondern, wie Wagner Frank-Walter Steinmeier zustimmt, sie müßten sich als aktive „Anti-Rassisten“ bewähren. Das erfordere die Bereitschaft, sich einer Gehirnwäsche zu unterziehen, was Wagner im Orwell-Deutsch „Arbeit am eigenen Selbstgefühl und Ich-Erleben“ zwecks Korrektur des „eigenen Fehlverhaltens“ nennt. Auf diese Weise bereiten sich mental endlich „dekolonisierte“ Weiße zugleich auf die Zukunft des Christentums vor, denn „neue Möglichkeiten des Kircheseins“ lägen nur in der „südlichen Hemisphäre“, vornehmlich in Afrika. 


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