© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Dorn im Auge
Christian Dorn

Die Verheißung des „Social Distancing“ mutiert oder verkehrt sich vielmehr in der multikulturellen „Partyszene“ zum „Social Diss-Dancing“. Angesichts zunehmender Überwachung durch die globalen Medienkonzerne müßte das Gebot der Stunde „Digital Distancing“ lauten, droht doch mit diesen Datenkraken die Wiederkehr des autoritären Charakters. Treffend hierzu die Äußerung des „Bad Religion“-Sängers Greg Graffin im Tagesspiegel-Interview: „Egal welche App oder welches Betriebssystem Sie benutzen, Sie müssen sich den Spielregeln unterwerfen, die Ihnen vorgesetzt werden. Ich glaube, daß das unsere Psyche nachhaltig beeinflußt: Wir lernen, diese autoritären Strukturen zu akzeptieren.“ Für den Corona-Maßnahmenstaat erscheint die digitale Diktatur wie die passende Software. 


Mein eigenes Programm wartet dagegen noch auf die Installation im deutschen Medien- und Politikbetrieb. Es ist eine Kampagnenidee gegen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Titel: „Covidiot Nr. 1“. Schließlich hatte Spahn noch Anfang März die Corona-Pandemie in Abrede gestellt. So erklärte er damals vollmundig: „Es kehren gesunde Menschen zu uns nach Deutschland zurück.“ Ebenso hatte er sinngemäß die Weigerung von KfZ-Mechanikern in Bayern, die sich wegen mehrerer Corona-Infektionen nicht zur Arbeit gewagt hatten, als Arbeitsverweigerung geschmäht und postuliert, daß der Coronavirus nicht die größte Gefahr sei: „Was mir im Moment am meisten Sorgen macht, sind Verschwörungstheorien aller Art, die in den sozialen Netzwerken verbreitet werden.“ Angesichts dessen – und der heraufziehenden Impfpflicht – erscheint das vorzüglich vulgäre Motto auf dem Schild eines Demonstranten am 1. August auf der Querdenken-Versammlung nur zu berechtigt: „Spahn will abspritzen.“


Derweil hoffe ich – gewissermaßen ein „Tramp on the Trump Train“ – inständig auf einen positiven Test bei der Internet-Wette auf die Wiederwahl des US-Präsidenten bei einer Quote von 2,65. Währenddessen („Eins mag ich / nicht leiden // Es lautet / Joe Biden“) lockt einer Sirene gleich die Frauenquote in Form von Kamala Harris mit dem Faktor von 151. Doch ich ordere was anderes: „Ich nehme / Meme!“ Vor der Haustür erscheinen unversehens cineastische Opfer wie der SS-Sturmbannführer Dieter Hellstrom der Inglourious Basterds, der kommunistische Geldfälscher Adolf Burger und der junge Karl Marx (August Diehl) oder wenig später Oskar Matzerath (David Bennent). Mit anderen Worten: If I had a hammer – I’d hammer on the Blechtrommel, all over the euro land.