© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Frisch gepresst

Königsberg. An Hugo Lincks 1951 erstmals veröffentlichten Erinnerungen an jene drei schauerlichen Jahre, die er bis 1948 unter sowjetrussischer Besatzung als  „der letzte deutsche Pfarrer von Königsberg“ zubringen mußte, kommt niemand vorbei, der sich für die Geschichte Ostpreußens interessiert. Genausowenig wie an seiner Monographie über den sofort nach der NS-Machtergreifung einsetzenden „Kirchenkampf in Ostpreußen“ (1968), an dem der im Löbenicht, einem der drei mittelalterlichen Stadtteile Königsbergs, wirkende Pfarrer auf seiten der „Bekennenden Kirche“ teilnahm. Über den Werdegang Hugo Lincks (1890–1976), des eminenten Zeitzeugen, war hingegen bisher wenig bekannt. Diese Wissenslücke schließt nun eine aus glücklich geretteten Papieren und aus dem „Familiengedächtnis“ schöpfende Biographie seiner Enkelin, der Drehbuchautorin Henriette Piper. Trotz zahlreicher, von ihr unkritisch übernommener, politisch korrekter Schablonisierungen des erstaunlich reich überlieferten Quellenmaterials ist diese daraus ausführlich zitierende Arbeit als ein wertvoller Beitrag zur leider immer noch unzureichend erforschten ostpreußischen Zeitgeschichte sehr zu begrüßen. (ob)

Henriette Piper: Der letzte Pfarrer von Königsberg. Hugo Linck zwischen Ostpreußen und Hamburg. be.bra Verlag, Berlin 2020, gebunden, 351 Seiten, Abbildungen, 24 Euro





Krisenvorsorge. Bücher zum Dauerbrennerthema „Der Crash kommt“ füllen inzwischen ganze Regalwände. Der Unternehmensberater und Ex-Finanzmanager Volker Nied steuert ein weiteres bei. Den vollmundigen Untertitel „Ein Insider packt aus“ sollte man aber nicht allzu ernst nehmen. Er beschreibt den Inhalt korrekt, klingt aber doch nach weit mehr, als das Buch bieten kann. Im Schweinsgalopp geht es durch das Panorama gegenwärtiger Krisenentwicklungen und möglicher Schutzmaßnahmen. Der Leser wird den Titel mit Gewinn lesen, dank äußerst kurzer Kapitel, die alles angenehm übersichtlich machen und auch schnelles Nachschlagen erleichtern.  Diese Transparenz unterstützt der Verlag durch eine benutzerfreundliche Gestaltung mit Spiegelstrichauflistungen, hervorgehobenen Merksätzen und graphischen Elementen zur Orientierung. Fraglich ist nur, ob jeder über die Finanzmittel verfügt, die Nied als Standard vorausetzt. (mo)

Volker Nied: Vorbereitung auf den Crash. Ein Insider packt aus. Kopp-Verlag, Rottenburg 2020, gebunden, 237 Seiten, Abbildungen, 22,90 Euro