© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 46/20 / 06. November 2020

Kabinenklatsch
Wie erpreßt man richtig?
Ronald Berthold

Manche Journalisten erstatten Anzeige, um eine gute Geschichte zu schreiben. So machte es Bild, als es um die Kinderporno-Affäre von Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder ging. Der Spiegel scheint nun einen anderen Weg gegangen zu sein. Er soll die Summe beziffert haben, um Bayern-Star Robert Lewandowski zu erpressen. Die Nummer hat alles, was ein Krimi braucht. Der Streit zwischen zwei ehemals besten Freunden. Ein Reporter, der über die Zwistigkeiten berichtet und Ratschläge für kriminelles Handeln gegeben haben soll.

Der Reihe nach: Cezary Kucharski entdeckte Lewandowski, als der noch in der zweiten Liga Polens kickte, handelte für ihn später Verträge in Abermillionen-Höhe aus. Aber vor zwei Jahren überwarfen sich die beiden. Kucharski konnte es schwer verknusen, sein bestes Pferd im Stall zu verlieren und drohte, mutmaßliche Steuerhinterziehungs-Belege zu veröffentlichen.

Kucharski fragte seinen „Spiegel“-Kontakt, welche Summe er von Lewandowski verlangen könnte.

Beide hatten einst eine gemeinsame Firma. Der Berater fühlt sich um neun Millionen Euro betrogen und reichte Zivilklage gegen den Torschützenkönig des FC Bayern ein. Darüber schrieb Rafael Buschmann für den Spiegel – gespickt mit Insiderinformationen. Woher die kamen, ist nicht schwer zu erraten, wenn man einem mitgeschnittenen Gespräch zwischen Kucharski und Lewandowski lauscht. Doch so richtig kam Kucharski nicht weiter. Also fragte er, so erzählte er es später Lewandowski, seinen Intimus beim Spiegel, Rafael Buschmann, was er von dem Fußballer verlangen könne, damit er über die angebliche Steuerhinterziehung schweigt. Buschmann habe geantwortet: 20 Millionen. Kucharski erntete ein Lachen Lewandowskis.

Der Spiegel steht nun erneut als unseriöse Postille da (Seite 17) und dementiert. Dabei ist Buschmann kein Unschuldslamm. Einst hatte er behauptet, ein WM-Spiel sei verschoben worden. Das war eine fette „Fake News“, die ihn die Beförderung zum Investigativ-Chef kostete. Noch hält sich die Staatsanwaltschaft bedeckt, ob sie auch gegen den „Enthüller“ ermittelt. Sagen wir es mal so: Egal, was rauskommt, der Ruf des Blattes ist eh ruiniert.