© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/20 / 13. November 2020

Deutsche Regionalflughäfen kämpfen ums Überleben
Grüne Weltoffenheit
Fabian Schmidt-Ahmad

Vorigen Sonntag startete in Tegel ein letzter Air-France-Airbus Richtung Paris – dann gingen nach 46 Jahren symbolisch die Lichter aus. Doch der Berliner Innenstadtflughafen (JF 45/20) ist nicht der einzige, der für immer schließt. Fast zweihundert Regionalairports stehen europaweit vor dem Aus, warnt der Branchenverband ACI Europe. In der Corona-Pandemie fielen die Passagierzahlen ins Bodenlose. Grüne und Klimaaktivisten freut das, Greta Thunberg macht ihre Weltreisen schließlich auch per Bahn und Schiff.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) versprach beim Luftfahrtgipfel, zumindest die „Strukturen“ zu erhalten – es geht um 180.000 Arbeitsplätze und 27 Milliarden Euro Wertschöpfung. Die grüne Verkehrspolitikerin Daniela Wagner lehnt das ab, denn hier würden „subventionierte Billigflüge vor allem zu Warmwasserzielen“ angeboten. „Weltoffenheit“ heißt schließlich: Wir stehen der Welt offen, nicht aber die Welt uns. Ob die Natur von geschlossenen Regionalflughäfen profitiert, ist zweifelhaft. Den Luftverkehr übernehmen nach Corona die großen Drehkreuze oder Alternativen im nahen Ausland. Kleinflughäfen im städtischen Umfeld sind sogar Rückzugsgebiete für Flora und Fauna. Zehntausend Wohnungen sollen auf dem Flughafengelände in Tegel errichtet werden. Wie wird dieser „Experimentierraum“ in zehn Jahren wohl aussehen?

Der vor zwölf Jahren geschlossene Flughafen Berlin-Tempelhof darf nach einem Volksentscheid derzeit nicht bebaut werden, sehr zum Ärger des Berliner Senats. Seitdem sinnt dieser auf Mittel und Wege, das Verbot zu kippen. 2015 kam der vermeintlich rettende Einfall – die Flüchtlingskrise. Ein eigener Stadtteil für „Schutzbedürftige“ mit Schule, Kinderbetreuung und Freizeitgestaltung solle hier entstehen, phantasierte Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler. Damals ist nichts draus geworden, nachdem andere statt Deutschland die Grenzen schlossen. Aber was noch nicht ist, kann ja bald werden.