© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/20 / 13. November 2020

DVD: Lebensborn
Schwangere und Waisen
Werner Olles

Ende 1935 wurde auf Veranlassung von Heinrich Himmler das Projekt „Lebensborn e.V.“ gegründet mit eigenen Standesämtern und polizeilichen Meldestellen. Gerüchte über die Einrichtung als „Ort des Lasters“ und „SS-Bordelle“, über „Paarungszwang“ und „Pornographie“, die bereits damals aufkamen, erwiesen sich als haltlos. Aufnahme fanden dort ledige Mütter, die den NS-Rassekriterien entsprachen und ein Kind von einem SS- oder Wehrmachtssoldaten erwarteten. Die Schwangeren konnten anonym gebären und ihr Kind adoptieren lassen. In den Nürnberger Prozessen wurden die führenden „Lebensborn“-Funktionäre freigesprochen. In der Urteilsbegründung hieß es, der „Lebensborn“ sei als „Wohlfahrtsunternehmen ein rein soziales Netzwerk für Waisen und uneheliche Kinder“ gewesen, seine Fürsorge habe den Müttern gegolten.

Ende der1950er Jahre erschien in der Revue ein „Tatsachenbericht“ von Will Berthold mit dem Titel „Lebensborn e.V.“, der mit einer geschickt eingebauten Liebesromanze bei den Lesern großes Interesse für die Organisation weckte. 1961 drehte Werner Klingler („Titanic“, 1943) nach Bertholds Bericht den Spielfilm „Lebensborn“, für den der Autor auch das Drehbuch schrieb. Produziert von Artur Brauner wurde der Film ein Erfolg, obwohl Kritiker ihn als „unappetitliches Machwerk“ bezeichneten.

In „Lebensborn“ rücken 30 BDM-Mädchen sowie eine Anzahl SS- und Wehrmachtssoldaten in ein Heim ein, um „dem Führer ein Kind zu schenken“. Eines der Mädchen ist die junge Doris Korff (Maria Perschy), an der Hauptsturmführer Dr. Hagen (Harry Meyen) Gefallen findet, während sich Doris in den Ritterkreuzträger Oberleutnant Klaus Steinbach (Joachim Hansen) verliebt. Dieser überzeugt sie von seiner NS-feindlichen Haltung und flieht mit ihr. Kurz vor der Schweizer Grenze wird Klaus erschossen und die von ihm schwangere Doris zum Tode verurteilt. Ihr Kind stirbt bei der Geburt, aber vor ihrer Hinrichtung kommt es zu einem Fliegerangriff und Doris kann flüchten …

Trotz eindrucksvoller Darsteller und einer dezenten Regie ist „Lebensborn“ eine melodramatische Enthüllungsstory über ein historisch interessantes Thema, das leider einem sensationsheischenden Film geopfert wurde.

DVD: Lebensborn. Pidax Film 2020, Laufzeit etwa 84 Minuten