© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 47/20 / 13. November 2020

Ohne Maulkorb
Aufschrei in Genremedien: Der Hiphopper Cashmo kritisiert Rassismus gegen Deutsche
Gil Barkei

Deutschrap wird von Musikern mit Migrationshintergrund und von Straßengeschichten über Gewalt, Drogen und Kriminalität dominiert, die in puncto Wortwahl kaum Grenzen kennen. Doch an ein Tabuthema trauten sich bisher nur wenige musikalisch heran: die Deutschenfeindlichkeit in der multikulturellen Gesellschaft. 

Der Rapper Cashmo prangert nun mit seinem Titel „Alman“ die Verachtung vieler Ausländer gegenüber Deutschen an und berichtet von eigenen Erfahrungen, „am Block die Kartoffel“ zu sein. „Wenn Schwarz-Rot-Gold dich hier zum Nazi macht, wo die anderen stolz stehen am Fahnenmast“, rappt der Stolberger, der bürgerlich Achim Welsch heißt. 

Und er legt den Finger in viele Wunden bundesrepublikanischer Lebenslügen: „Viele kamen, und sie suchten hier nach Schutz. Doch ich war nur der Alman für dich in deiner Hood. Wie viele meiner Landsleute leben in Gefahr? Aber wirklich drüber reden ist, was keiner von uns darf.“ In seinem Musikvideo, in dem einer Gruppe Statisten in „Alman“-Shirts symbolisch der Mund zugeklebt ist, fragt der 36jährige mit Knasterfahrung: „Das Erbe meiner History, Blut, aber Bro, sag mir, was hab’ ich mit Hitler zu tun?“

Rassismus gegenüber Deutschen, Bruch mit dem Schuldkult: Zuviel für die meisten Genremedien, die seit jeher als politisch korrekte Wortwächter „Haltung“ zeigen. Und so zeterte hiphop.de kurz nach der Song-Veröffentlichung, Cashmo ziehe mit „Alman“ ein „Publikum an, das wir im HipHop nicht haben wollen“. Video-Kommentare wie „Endlich ein stabiler Deutscher, der die Wahrheit ausspricht“ vermute man eher „in einem Rechtsrock-Forum“. Wenn neben Deutschlandfahnen und Muskel-Emojis auch noch Nicht-Deutsche Lob und Anerkennung aussprechen, sei „klar, daß hier etwas gründlich in die falsche Richtung läuft“. 

Zwar grenze sich der Musiker „deutlich von allen Nazis und Konsorten ab“, die „eingesetzte Bildsprache“ mit Schäferhund, Adler und einer Deutschlandflagge „auf einem der deutschesten Autos überhaupt“, einen Mercedes, „ist allerdings Wasser auf die Mühlen des rechten Rands“ und „bedient reihenweise Narrative, mit denen AfD und Co. auf Stimmenfang gehen“.

Unterstützung kommt von anderen Rappern 

In einem Antwortvideo wirft Cashmo hiphop.de vor, nicht nur seine Fans zu diffamieren, sondern gezielt angeblich rechte Inhalte denunzieren zu wollen – eben weil Lied und Video erste Erfolge auf Youtube erzielen und Zuspruch bei anderen Künstlern finden; darunter zahlreiche Musiker mit ausländischen Wurzeln. Bereits im Vorfeld hätte das Online-Magazin versucht, ihn in eine gewisse „Ecke zu drängen“.

In der Tat reagierte bereits in einem Vorab-Interview, in dem Cashmo einen „Maulkorb“ für Deutsche anprangerte, Hiphop.de-Redakteur Toxik äußert dünnhäutig. Nationen seien generell eine „Schwachsinnssidee“. „Ich glaube nicht, daß Deutsche anfangen müssen Nationalstolz zu haben. Ich glaube eher, die anderen müssen damit aufhören.“ 

Daß gerade viele Ausländer das anders sehen, ähnliche Beobachtungen wie Cashmo gemacht haben und im Gegensatz zu vielen linken Gutmenschen gar kein Problem mit mehr deutschem Patriotismus hätten, zeigen ausgerechnet Hiphop.de-Interviews der vergangenen Jahre mit anderen Deutschrappern.





Hiphop.de: „Integration ist relativ schwer, weil alle sagen immer das gleiche und das will auch keiner mehr hören ...“

Al Gear: „...das ist nur für euch Deutsche schwer, weil sobald du was sagst, bist du automatisch ein Nazi. Ich kann sagen ‘Scheiß Ausländer!’ Interessiert keinen. Wenn du das sagen würdest, wärst du morgen der Nazi und hiphop.de wäre am Ende, ist leider so.“

Kurdo: „Das fehlt in Deutschland: Daß in Deutschland einer aufsteht und sagt ‘Germany First!’ Warum sagt das keiner?! Die sagen dann immer: ‘Ja, aber dann sind wir Nazis.’ Dann sag doch: ‘Fick dich, ja, dann bin ich halt ein Nazi. Wenn du es unbedingt so sehen willst.’ Wenn einer sagt, er ist ein Deutscher, dann kann er ruhig stolz sein. Dann sehe ich ihn nicht als Nazi. Aber diese Vorwürfe, vor denen die Deutschen auch Angst haben, das fuckt mich ab. (...) Genau das ist es, warum wir Ausländer selber dann nicht sagen, daß wir Deutsche sind.“

Kurdo: „Wenn Merkel mal sagt: ‘Germany first!’ Ich schwöre es dir, ich würde direkt aufhören mit Rap und mich bei der Bundeswehr melden. Und jede Kugel, die ich abbekomme für Deutschland, soll meine Mutter mit Stolz als Souvenir aufhängen. Aber wenn so etwas und so jemand da nie steht, für wen willst du da sterben? Du mußt doch für jemanden sterben, der auch hinter dir steht und deinen Rücken stärkt. Und das fehlt in Deutschland, finde ich. Das hat jedes Land außer Deutschland. Und das macht mich traurig.“

Al Gear: „Ich hab das alles schon erlebt. Bist du heutzutage ein Deutscher, bist du ein Schäfchen; automatisch. (...) Ich sag das jetzt so, damit das Thema abgeschlossen ist: Wäre ich ein Deutscher, sage ich ganz ehrlich, wäre ich ein ‘Nazi’. Hundert Prozent: Du kannst doch nicht in mein Land kommen, hier Faxen machen und dich dann auch noch beschweren.“