© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/20 / 20. November 2020

Aufgeschnappt
Selbst verstümmelt
Matthias Bäkermann

Deutschsprachig, schlank und athletisch sollen die Täter gewesen sein. Das gab ein Iraner an, der am 11. November im Süden Bielefelds mit Schnittverletzungen aufgefunden worden war, darunter ein eingeritztes Hakenkreuz. Umgehend leitete die Polizei die Fahndung nach den Männern ein, die dem 19jährigen Opfer durch ihre „Nazi-Symbole“ auffielen. Der Staatsschutz begann zu ermitteln. Bereits zwei Tage später nahm der Fall jedoch eine Wendung. Nach Hinweisen der Rechtsmedizinerin, daß die Wunden mit dem geschilderten Tatablauf nicht zusammenpaßten, beichtete der Iraner der Polizei, die Tat erfunden und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben. Zudem kam heraus, daß der Mann, der nun wegen Vortäuschung einer Straftat belangt wird, bereits im Januar einen ähnlichen Überfall simuliert hatte.

Die linke Szene der Sennestadt, die unmittelbar nach den vom Iraner im Netz verbreiteten Horrorgeschichte für „ihren Freund“ zur Demo aufrief, hielt trotz Lageänderung am Termin fest. So skandierten am Samstag 200 Aktivisten vor dem Hauptbahnhof lautstark gegen Rassismus und die AfD. Ein Antifa-Sprecher rechtfertigte den Protest laut Westfalen-Blatt damit, daß trotz des Schwindels nicht der Einzelfall zähle, sondern „rassistische Strukturen“ im System.