© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/20 / 20. November 2020

Meldungen

Kontroverse um islamistischen Terror

GIESSEN/WIEN. Der Islamwissenschaftler Carsten Polanz (Gießen) hat der immer wieder geäußerten Ansicht widersprochen, daß Terroranschläge von Islamisten nichts mit dem Islam zu tun hätten. Solche Beschwichtigungen führten nicht weiter. Man müsse wahrnehmen, daß der Islamismus seine Wurzeln in der islamischen Geschichte und Theologie habe, sagte er in einem Podcast der Freien Theologischen Hochschule (FTH) in Gießen, wo er Dozent ist. Der Wunsch von Islamisten, Staat und Religion miteinander verbinden zu wollen, beziehe sich „sehr stark“ auf das Vorbild Mohammeds (570 oder 573–632). Mohammed sei in der zweiten Hälfte seines Lebens in Medina auch politischer und militärischer Führer gewesen und habe Kriege geführt. „All das hat Eingang in die islamischen Quellen gefunden“, so Polanz. Dies diene den Islamisten heute als Berechtigungsgrundlage für ihr Handeln. Anderer Ansicht ist der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister. Er nimmt den Islam nach dem Terroranschlag von Wien in Schutz. Dort hatte am 2. November ein islamistischer Attentäter vier Menschen erschossen und weitere zum Teil schwer verletzt. Hofmeister sagte der Zeit-Beilage „Christ & Welt“ (12. November), der Täter „hat sich einer Religion bedient, um seine Tat zu rechtfertigen, doch die Religion selbst hat nichts mit dem Anschlag zu tun“. Er habe kein religiöses Ziel verfolgt, „außer so viele Menschen wie möglich zu töten“. Hofmeister ist auch Landes-Oberrabbiner von Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte nach dem Anschlag von Wien ein größeres Engagement der EU gegen den politischen Islam gefordert. (idea)





Oswald-Spengler-Preis für Althistoriker

STANFORD. Der an der amerikanischen Stanford University lehrende österreichische Althistoriker Walter Scheidel ist mit dem Oswald-Spengler-Preis 2020 ausgezeichnet worden. Geehrt werde der 54jährige für seine „mutigen und innovativen Beiträge zur Geschichtswissenschaft und zum Verständnis der Menschheit“, teilte die Oswald Spengler Society for the Study of Humanity and World History mit. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird an Persönlichkeiten verliehen, deren Schaffen Bezüge zum Werk oder der Gedankenwelt Oswald Spenglers erkennen läßt. In seinem Buch „The Great Leveler“ (deutsch: „Nach dem Krieg sind alle gleich“, 2018) weist Scheidel nach, daß Gesellschaften mit steigendem Entwicklungsgrad und steigendem Einkommen tendenziell zur Ungleichheit neigen und daß solche Ungleichheiten historisch vor allem durch Krieg, Revolution, Staatszerfall und Seuchen korrigiert wordenn (tha)