© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/20 / 20. November 2020

„People of Color“ als schlagkräftigste Truppe
Die Netflix-Serie „Der Befreier“ inszeniert den Zweiten Weltkrieg als Kampf für „Black Lives Matter“
Zita Tipold

Soldaten wie aus einem Comic tummeln sich auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs. In der neuen Netflix-Serie „Der Befreier“ vereinen sich mit Hilfe der neuen Animationstechnologie „Trioscope“ erstmals Realverfilmung und Computeranimation in einer Serie. Der Stil erinnert an jenen des dokumentarischen israelischen Trickfilms „Waltz with Bashir“. 

Auch „Der Befreier“, der sich auf das gleichnamige Buch des britischen Autors Alex Kershaw stützt, orientiert sich an wahren Kriegsbegebenheiten. Der Fokus der amerikanisch-polnischen Produktion liegt auf einem Bataillon des 157. Infanterie-Regiments der 45. Division der US-Armee. Sein Kommandeur, Felix Sparks, ist die Hauptfigur der vierteiligen Miniserie, in deren Verlauf die Soldaten als erste Truppe das Konzentrationslager Dachau erreichen. Ihr Weg führt sie vom italienischen Anzio über Frankreich schließlich nach Deutschland, stets begleitet von Kugelhagel und Hinterhalten der SS-Soldaten. 

Doch der Krieg scheint den Machern der Serie an vielen Stellen nur als Bühne zu dienen, um ein ganz anderes Thema in den Blick zu nehmen: „Black Lives Matter“. Der „Befreier“ Sparks holt mexikanische Einwanderer und Indianer aus dem Militärarrest. Diese wurden wegen Auseinandersetzungen mit ihren Offizieren eingesperrt. 

Doch – so die wenig subtile Botschaft der Serie – die farbigen Soldaten wehrten sich nur gegen den Rassismus ihrer weißen Vorgesetzten. Der durch und durch heldenhaft-tolerant gezeichnete Sparks gibt ihnen eine zweite Chance, und so verbrüdern sie sich trotz der ethnisch bedingten Spannungen in ihrem Heimatland gegen den gemeinsamen Feind, den scheinbar schlimmsten aller Rassenfanatiker: Deutschland. 

Dennoch erinnert die ein oder andere Szene mehr an eine Unterrichtseinheit einer deutschen Antidiskriminierungsstelle als an Krieg. Beispielsweise erklärt ein indianischer Soldat einem weißen Kameraden auf dem Schlachtfeld, daß es ist nicht in Ordnung sei, ihn locker-freundschaftlich „Häuptling“ zu nennen. Schließlich bezeichne er ihn trotz seiner italienischen Vorfahren ja auch nicht als „Spaghettifresser“. So wird der Zweite Weltkrieg zum Kampf für „Black Lives Matter“ umgeschrieben, und amerikanische Soldaten erscheinen im Sinne linker Weltsicht nachträglich als „marginalisierte People of Color“.