Die „Bologna-Reform“ sei die wichtigste Etappe im Übergang zur „durchökonomisierten“, mit der Inflation von Titeln und Abschlüssen glänzenden Bildungslandschaft. Und das damals europaweit eingeführte Credit-Score-Punktesystem, davon ist der Wirtschafts-ethiker Peter Seele (Lugano) überzeugt, ähnele nicht zufällig dem chinesischen Social Credit Score zur Überprüfung des Untertanengehorsams (Forschung & Lehre, 10/2020). Doch der letzte Rest von Humboldts geistigem Erbe gehe erst verloren, wenn Google sein neuestes Geschäftsfeld bis nach Europa ausweiten werde. Der IT-Gigant beginnt gerade damit, in den USA sechsmonatige, im Verhältnis zum schuldenträchtigen mehrjährigen Uni-Studium nahezu kostenlose Online-Studiengänge in BWL, Psychologie und Informatik aufzubauen. Deren Abschlüsse erkennen Google und andere potente Arbeitgeber wie Walmart, Intel und Bank of America als gleichwertig mit Berkeley- oder Yale-Diplomen an. Um so rundum den Erwartungen des Konzerns entsprechendes Personal zu formen, sollen zusätzlich 100.000 Zertifikatskurse für weitere Studiengänge vergeben werden. Mit diesem „Vorstoß ins Herz der klassischen Hochschule“ gehe die Transformation nationalstaatlicher Bildungssysteme einen großen Schritt vorwärts in Richtung „Weltorganisation durch digitale Plattformen“.