© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 48/20 / 20. November 2020

Frisch gepresst

Ernst Niekisch. Gefördert von Armin Mohler, promovierte Uwe Sauermann 1984 mit einer Arbeit über den von linksaußen kommenden radikalnationalistischen Publizisten Ernst Niekisch (1889–1967) und dessen Zeitschrift Widerstand im „Wirkungsbereich der politischen Kultur Deutschlands 1926–1934“. Es war die erste kritische Studie über die nationalrevolutionäre „Widerstandbewegung“, die das unterm Versailler Siegerdiktat stehende Deutsche Reich „in ein Heerlager gegen die westliche Welt“ verwandeln wollte. Der Verfasser hat sich nun entschlossen, seine lediglich als schlecht geleimten Dissertationsdruck verfügbare Studie über diese militante Fraktion der „Konservativen Revolution“ noch einmal in weitaus lesefreundlicherer Form vorzulegen. Das ist sehr zu begrüßen. Weniger erfreulich ist die erklärte Weigerung, sich zumindest in einem Anhang mit der Niekisch-Forschung auseinanderzusetzen, die in den letzten 36 Jahren nicht stehen geblieben ist. Zu behaupten, sie biete „nichts Neues“ und falle sogar hinter seiner „Aufarbeitung von Fakten“ zurück, ist schlichtweg falsch. Beispielhaft kann man auf den inzwischen hell ausgeleuchteten prägenden Einfluß blicken, den der spätere NS-Philosoph Al-fred Baeumler (1887–1968) auf die antiwestliche und antibürgerliche Weltanschauung des Niekisch-Kreises nahm. (wm)

Uwe Sauermann: Ernst Niekisch – Widerstand gegen den Westen. Vermächtnis eines Nationalisten. Lindenbaum Verlag, Beltheim-Schnellbach 2020, gebunden, 446 Seiten, 34 Euro





Oliveira Salazar. Im Gegensatz zu linken Autokraten wie Fidel Castro oder Hugo Chávez ist der Name des vor fünfzig Jahren verstorbenen António de Oliveira Salazar mit einem deutlich schlechteren Image behaftet. So gilt der langjährige portugiesische Machthaber als national-autoritär und wird gern in einem Atemzug mit Francisco Franco genannt. Dabei „marschierte er nirgends ein, brach keinen Krieg vom Zaun und rottete niemanden aus“, sondern führte sein rückständiges Land vom terrorerschütterten „failed state“ zum „bestregierten Staat Europas“, wie der konservative Publizist Emil Franzel 1952 rühmte. Dabei ging dem antikommunistischen Diktator in seinem „Neuen Staat“ jede faschistische Attitüde ab, galt er doch eher als „farblos, tugendhaft, langweilig“, woran Erik Lehnert im Nachwort zu drei programmatischen Reden Salazars erinnert. (bä)

Oliveira Salazar: Nationale Revolution und autoritärer Staat. Drei Reden. Kaplaken 71. Verlag Antaios, Schnellroda 2020, gebunden, 96 Seiten, 8,50 Euro