© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Chinas Konfuzius-Institute an deutschen Hochschulen
Keinesfalls harmlos
Albrecht Rothacher

China unterhält derzeit 19 Konfuzius-Institute an deutschen Universitäten. Auf den ersten Blick sieht alles völlig harmlos aus: Sprachkurse, Kalligraphie, Feng-shui, Einführungen in die chinesische Kultur und Geschichte, einschließlich der Sünden des Westens und der bösen Japaner, Symposien zu den Segnungen der Seidenstraßen-Initiative, des chinesischen Wirkens in Afrika und von Huawei. 

Tatsächlich werden die Institute von der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei in Peking kontrolliert. Der formale Leiter ist ein gefügiger deutscher Sinologie-Professor, der glücklich ist, für seine Erforschung von Scherben der Tang-Dynastie plötzlich Drittmittel einwerben zu können. Aber die Nummer zwei ist wie in allen kommunistischen Institutionen der chinesische Politruk. Der paßt auf, daß die Liste der ständig wachsenden Tabus (Taiwan, Uiguren, etc.) nicht verletzt wird.

Wie alle Chinesen in offizieller Mission hat er natürlich auch einen geheimdienstlichen Auftrag. Neben der Überwachung seiner Landsleute im Exil geht es um die Rekrutierung politischer Einflußagenten und um Industriespionage. Chinasympathisanten werden zu netten Kursen an chinesischen Hochschulen und Think Tanks zur weiteren ungestörten Seelenmassage vor Ort eingeladen. Die Belgier haben deshalb den Mit-Leiter des Konfuzius-Instituts der Freien Universität Brüssel bereits des Landes verwiesen. Die deutsche Spionageabwehr aber schläft weiter.