© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Grüße aus Den Haag
Den Spieß umdrehen
Mina Buts

Gebannt sitzen die Kleinen vor dem Fernseher, wenn Sinterklaas und sein Gefolge endlich mit dem Dampfschiff aus Spanien ankommen. Er kommt immer am ersten Sonntag nach dem Martinstag und landet jeweils in einem anderen Hafen. Die Kinder der Stadt stehen dann bereit, oft verkleidet, und begrüßen ihn. 

Die Zwarten Pieten verteilen Schokolädchen und Kruidnoten, kleine Pfeffernüsse, die wie Spekulatius schmecken und manchmal sogar mit weißer oder brauner Schokolade überzogen sind. Mehrere Tage geht das so, in immer anderen Städten. Die Kinder, die zu Hause geblieben sind, stecken Möhren in ihre Stiefelchen, um das Pferd von Sinterklaas anzulocken, und meist bekommen sie als Dank in der Nacht ein kleines Geschenk. Am 5. Dezember ist es dann endlich soweit: „Päckchentag“. Abends trifft sich die Familie, und es gibt Geschenke für die Kinder.

Diese flämische und niederländische Tradition hätte ewig so weiterbestehen können, wenn die Pieten nur nicht so schwarz wären. Es sind sich ja alle einig, daß sie nur wegen ihrer Kletterpartie durch den Schornstein so aussehen. 

Im guten Glauben und mit einem offenen Verteiler wurden ihm alle Daten mitgeteilt.

Aber in Zeiten von „Black Lives Matter“ darf das nicht mehr wahr sein. Der Kompromiß, aus den schwarzen Pieten verrußte oder graue zu machen, geht den selbsternannten Aktivisten, Schwarzen und Antifaschisten, von KOZP (Kick Off Zwarte Piet) nicht weit genug. Sie kämpfen seit Jahren für die Totalentfärbung und haben es tatsächlich geschafft, Zwarte Piet aus allen öffentlichen Bibliotheken und Kaufhäusern zu eliminieren.

Dieses Jahr schickten sich Pro-Piet-Aktivisten und Fußballfans an, die Verhältnisse, notfalls auch weniger friedlich, zu klären. Wegen Corona standen beim Einzug keine Kinder an der Straße, und KOZP störte trotzdem mit Gebrüll, Gekreische und aggressivem Verhalten jeden Umzug. Als Retourkutsche meldete sich dann ein Aktivist der Pro-Zwarte-Piet-Bewegung bei KOZP und erzählte von einem eigenen Kind aus Surinam, das sehr unter Alltagsrassismus leide und dessentwegen er am kommenden Tag mitdemonstrieren wolle. 

Im guten Glauben und mit einem offenen Verteiler wurden ihm alle Daten für den Folgetag mitgeteilt; kurzentschlossen nutzte er die Mailadressen, bedankte sich für die Unterstützung und kündigte Randale an, sollten sich die KOZP-Aktivisten noch einmal auf die Straße wagen. Tatsächlich sagten diese ihre Demo ab, den wahren Grund verschweigend.