© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/20 / 27. November 2020

Meldungen

Debatte um einen deutschen Islam

ZÜRicH/BERLIN. Die Islamexpertin und baden-württembergische CDU-Politikerin Birgül Akpinar hält es für „Wunschdenken“, einen deutschen Islam schaffen zu können. Der Staat erhoffe sich dadurch eine Zähmung des Islams. „Ein Islam, der noch keine inneren Reformprozesse durchlaufen hat, läßt sich aber weder eindeutschen noch verfassungskonform machen“, sagte die Alevitin mit türkischen Wurzeln in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (17. November). Sie gehört dem CDU-Landesvorstand in Baden-Württemberg an. Nach ihren Worten entscheidet sich die Zukunft des Islams im Nahen und Mittleren Osten, nicht in Europa. Der Islam kenne keine Trennung von Staat und Religion: „Das schiebt allen Versuchen, ihn zu säkularisieren, einen Riegel vor.“ Zum Einwand, daß es aber auch liberale und reformorientierte deutsche Muslime gebe, sagte Akpinar: „Das stimmt, aber es bräuchte eine Reformbewegung. Die sehe ich nirgends.“ Die muslimischen Migrantenverbände seien überwiegend konservativ. Nach außen zeigten sie sich dialogbereit, nach innen agierten sie „integrationshemmend“. Die Politikerin plädiert dafür, die als islamistisch geltende Gemeinschaft „Milli Görüs“ und die ultranationalistischen „Grauen Wölfe“ in Deutschland zu verbieten. Beide Bewegungen stammen aus der Türkei. Unterdessen hat sich der Göttinger Rechtswissenschaftler Hans Michael Heinig in einem Beitrag für die Welt (18. November) kritisch zur deutschen Islampolitik geäußert. Sie sei „ambitionslos und inkonsequent“. „Es fehlt der deutschen Islampolitik in der Gesamtschau an präzise formulierten Zielen, darauf zugeschnittenen Instrumenten und realistischen Zeitvorstellungen“, so Heinig. Die Zielsetzung der Deutschen Islamkonferenz, ein „in Deutschland verwurzelter Islam, der die Werte des Grundgesetzes teilt und die Lebensart dieses Landes achtet“, sei zu vage, um das operativ-politische Alltagsgeschäft anleiten zu können. (idea/JF)





Landeskirche beschließt Homo-Segnungen 

BÜCKEBURG. Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe segnet künftig auch schwule und lesbische Paare öffentlich in Gottesdiensten. Die Landeskirche mit Sitz in Bückeburg war der letzte evangelische Zusammenschluß, bei dem dies bislang noch nicht möglich war. Das Kirchenparlament, die Synode, votierte vergangenen Sonnabend mit 31 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen für den Beschluß. (JF)

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