© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/20 / 11. Dezember 2020

GegenAufklärung
Kolumne
Karlheinz Weißmann

Erstaunlich ist, daß Antifa und Feministinnen noch keinen Shitstorm wegen des Jubiläums-„Tatorts“ entfesselt haben. Mit etwas gutem Willen ist das Geschehen als Versuch zu deuten, eine Gruppe alter weißer Männer wie letzte Garanten der Ordnung zu präsentieren. Sie stehen ohne jede kulturelle Sensibilisierung gegen das anbrandende bunte Chaos und schützen schutzbedürftige weiße Frauen – wenn auch nicht immer erfolgreich – gegen die Angriffe von Gangstern mit Migrationserfahrung.

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Wenn sich im modernen Antiquariat die Sedimentschichten der aktuellen Bücherflut sammeln, erlaubt das nur eine Schlußfolgerung: Es wird zu viel geschrieben, gedruckt, kartoniert und gebunden.

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Kolonialismusdebatte I: Zu den wichtigsten Lieferanten schwarzafrikanischer Sklaven gehörte der schwarzafrikanische Staat Dahomey – heute Benin – an der Westküste des Kontinents. Er entstand am Beginn der Neuzeit durch brutale Unterwerfung des Gebietes. Einen gewissen Bekanntheitsgrad hat Dahomey bis heute wegen seines „Amazonenkorps“, einer aus Frauen bestehenden, ebenso brutalen wie effizienten, Garde der Herrscher. Aufschlußreicher als dieses pittoreske Faktum sind allerdings frühe Berichte über die inneren Zustände Dahomeys. So hieß es in dem Ende des 18. Jahrhunderts abgefaßten Bericht eines niederländischen Kaufmanns, daß zum Zentralbereich des königlichen Palastes ein Hof gehörte, dessen Palisaden man mit menschlichen Unterkiefern dekoriert hatte; der Weg zum Schlafgemach des Königs bestand aus Totenköpfen, die in den Boden eingelassen waren und über die der Besucher hinwegschritt. In den 1840er Jahren kam der britische Forschungsreisende John Duncan in die Hauptstadt Abomey. Nachdem er Interesse an den Schädelformen der Einwohner bekundet hatte, wurden auf dem Platz vor der Residenz zwischen drei- und viertausend abgeschlagene Köpfe zusammengetragen, säuberlich sortiert nach Rang. Der Thron des Königs – heute eine Touristenattraktion – ruhte auf den vier Schädeln besiegter Rivalen. 2002 ergänzte der amerikanische Anthropologe James Cameron Monroe das Horrorbild Dahomeys um den Hinweis auf die zentrale Bedeutung der großen religiösen Feiern, die regelmäßig abgehalten wurden: „Die wichtigsten waren die ‘Xwetanu’, die dem königlichen Ahnenkult dienten. Hunderte von Gefangenen verloren alljährlich dabei ihr Leben: Ihr Blut wurde mit Erde vermengt; aus diesem Lehm entstanden dann neue Mauern, die oft die Schädel erschlagener Feinde als makabre Zier trugen.“ Die entscheidende Schwächung Dahomeys kam mit dem Verbot der Sklaverei im Gefolge der Kolonialisierung durch die Weißen. 1892 unterwarf Frankreich das Gebiet und gliederte es seinem Herrschaftsbereich im westafrikanischen Raum ein.

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Tagesschau vom 25. November 2020: 7 Minuten 42 Sekunden – Neue Maßnahmen gegen die Pandemie; 2 Minuten 40 Sekunden – Kabinettsausschuß erarbeitet 89 Projekte zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus (dabei knapp 40 Sekunden Stellungnahme von Marianne Ballé Moudoumbou, Mitglied der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen, die Gelegenheit erhält, ihre Forderung zu erheben, daß Gesetze nur dann in Kraft gesetzt werden dürfen, wenn deren rassistische Wirkung ausgeschlossen ist); 34 Sekunden – Rehabilitation und Entschädigung homosexueller Soldaten; 28 Sekunden – Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen; 29 Sekunden – Verleihung des Deutschen Zukunftspreises; 1 Minute 50 Sekunden – Tod eines drogensüchtigen, übergewichtigen ehemaligen Fußballspielers in einem Dritte-Welt-Land; Rest – An- und Abmoderation, Lottozahlen, Wetter, Musik.

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Besonders fatale Wirkung hat „die Ideologie des Papstes Franziskus, von dem ich sagen würde, wenn ich Christ wäre, daß er der Antichrist ist! Niemals hat ein Papst soviel getan, um die Auflösung des Christentums zu befördern. Benedikt XVI., der die richtigen Dinge in Regensburg gesagt hat über das Verhältnis zwischen Islam und Christentum, hat sich nicht ohne Grund zurückgezogen … Das links-islamische Bündnis und der ökumenische Katholizismus des Vatikans sind Weggefährten.“ (Michel Onfray, französischer Philosoph, bekennender Atheist)

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Kolonialismusdebatte II: Für das Muster konstruktiver Rassenbeziehungen auf dem Schwarzen Kontinent sollte man der Einfachheit halber auf einen älteren Lehrfilm zurückgreifen: „Hatari“ (Paramount Pictures 1962; Regie: Howard Hawks; Hauptrollen: John Wayne, Hardy Krüger, Elsa Martinelli; nicht zu vergessen: Musik von Henry Mancini!). Weiße aller Schattierungen, darunter Kriegsgegner von ehedem, Asiaten, Indianer und Schwarze wirken sinnvoll zusammen. Nur nebenbei: Der Streifen bietet auch wichtige Informationen in bezug auf die Beziehung der Geschlechter (m/w).


Die nächste „Gegenaufklärung“ des Historikers Karlheinz Weißmann erscheint am 25. Dezember in der JF-Ausgabe 53/20.