© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/20 / 11. Dezember 2020

Meldungen

Humboldt-Forum öffnet digital seine Pforten

BERLIN. Anläßlich der bevorstehenden Eröffnung des Humboldt-Forums in Berlin hat dessen Initiator Klaus-Dieter Lehmann auf die Verantwortung der Bundesrepublik hinsichtlich der deutschen Kolonialgeschichte hingewiesen. Die außereuropäische Sammlung, die künftig die Museumsinsel ergänzen soll, müsse eine „Plattform für kritische Debatten“ sein. „Dazu gehört durchaus die Diskussion um Kolonialismus und Dekolonisierung, und zwar nicht nur als historische, sondern auch als heutige Phänomene“, forderte Lehmann gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das Humboldt-Forum dürfe aber kein reines Kolonialmuseum werden, sonst verspiele es die Möglichkeit, „eine aktive Rolle im gegenseitigen Verständnis zwischen den Herkunftsgesellschaften und uns“ einzunehmen. Er plädiere dafür, Menschen aus Ländern, die einst Kolonien waren, in die Museumsgremien zu holen. Hinsichtlich der Rückgaben von Ausstellungsstücken an bestimmte ethnische Gruppen sei er aber skeptisch, weil ein solcher Schritt eine Bevorzugung mit sich bringe. Das könne wiederum zu Spannungen zwischen afrikanischen Ländern führen. Im schlimmsten Fall praktiziere Deutschland damit „eine neue Art von kultureller Einflußnahme“, mahnte der ehemalige Präsident des Goethe-Instituts. Deshalb müsse eine Lösung dafür gefunden werden, wie Restitutionen so organisiert werden können, daß sie den Herkunftsgesellschaften nützten und nicht schadeten. Das Auswärtige Amt habe in Zusammenarbeit mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und den Bundesländern jüngst eine internationale Museumsagentur gegründet, die sich solchen Fragen widme. Das Humboldt-Forum im neuaufgebauten Berliner Schloß öffnet am 16. Dezember aufgrund des Corona-Lockdowns zunächst nur digital seine Pforten. (zit)





Iris Wolff mit Literaturpreis geehrt

TUTZING. Die Schriftstellerin Iris Wolff erhält für ihr bisheriges Gesamtwerk den mit 7.500 Euro dotierten Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing. Die 1977 in Hermannstadt (Siebenbürgen) geborene, seit ihrem achten Lebensjahr in Deutschland lebende Preisträgerin hat bislang vier Romane veröffentlicht, zuletzt in diesem Jahr „Die Unschärfe der Welt“. Darin erzählt sie die Geschichte einer Familie aus dem Banat über vier Generationen hinweg. Die Auszeichnung mit dem nach der Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz (1901–1974) benannten Preis wird Iris Wolff während einer Literaturtagung vom 23. bis 25. April 2021 in der Akademie in Tutzing verliehen. (tha)