© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/20 / 11. Dezember 2020

Leserbriefe

Zu: „Die Asymmetrie zementieren“ von Dieter Stein, JF 50/20

Das eigene Maß und die Mitte

Da fällt mir der einstige Werbespruch ein: „Zement – es kommt darauf an, was man daraus macht.“ Doch im Ernst: Als Hobbymaler – vorwiegend Aquarell – sehe ich mir gerne auch Bilder von Künstlern an, die sowohl in Aquarell, Öl, Acryl, Kohle oder mit Bleistift malen. Alles ist eine persönliche Bereicherung für mich, ebenso die unterschiedlichen Techniken. Je mehr man sich also mit anderem befaßt, um so ausgebildeter werden das eigene Maß und die Mitte – ganz im Gegenteil zu eingebildet. Alle Bilder haben neben den unterschiedlichen Geschmacksrichtungen eins gemeinsam: ein Oben und Unten, eine linke und eine rechte Seite und eine Mitte. Wie aber sollte ein Bild aussehen, das nur eine linke Seite und eine Mitte hat wie auch alles andere Sichtbare? Da gibt es eine Ausnahme: Im Bundestag soll es nur noch Links und Mitte geben. Aktuell und tendenziell nur noch links – auch mit schwarzer Tarnkappe. Tarnen und Täuschen wird zunehmend zum Regelwerk von Schwarz-Rot-Grün – abseits der schönen Pastellfarben in der Malerei. 

Dazu haben wir einen dem kommunistischen Zeitgeist zuhechelnden Möchtegernkanzler in Bayern. Links ist jetzt die Mitte. Und wer Mitte ist, ist rechts von links – also rechts? Das ist dann fast schon chinesischer Kommunismus. Hier fällt mir Solschenizyn ein: „Den Kommunismus erkennt man daran, daß er die Kriminellen verschont und den politischen Gegner verfolgt.“ Natürlich sind auch dann ein paar Dutzend Oppositionelle zu dulden, um den rechtstaatlichen Schein zu wahren. So fehlt nur noch der Wassergraben um den Bundestag – und die Trutzburg ist fertig.

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zu: „Gastrecht verwirkt“ von Hans-Jürgen Irmer, JF 50/20

Reaktivierung der Lufthansa

Mehrere hundert Maschinen stehen seit Monaten am Boden, der Staat steckt Milliarden in die Aufrechterhaltung des „Flugbetriebes“ – bei gleichzeitiger Verzögerung berechtigter Rückerstattungen an die hier Lebenden über mehrere Monate. Wieso werden eigentlich nicht die längst überfällig abschiebepflichtigen Wirtschaftsflüchtlinge und Asylbewerber, die kein Bleiberecht haben, zur Kapazitätsaufstockung des Flugbetriebes genutzt, um gleichzeitig für steigende Umsätze zu sorgen?

Tom Keller, Wegberg






Zu: „Allerlei Klartext in Kalkar“ von Christian Vollradt, JF 50/20

Höcke – stumm wie ein Fisch

Zu dem ausführlichen, interessanten Bericht vom AfD-Parteitag in Kalkar ist folgender Punkt hervorzuheben: Björn Höcke, die Galionsfigur des einstigen „Flügels“, blieb bei dem Parteitag stumm wie ein Fisch. Kein einziges Mal ging er zum Mikrophon, tuschelte nur hier und da mit Vertrauten oder gab ein paar Journalisten Interviews. Das war für seine Anhänger enttäuschend. Der eindeutige Sieg des Meuthen-Lagers in den Personalabstimmungen lag wohl auch daran. Der ihm sonst glühend ergebene Publizist Jürgen Elsässer schreibt: „Verheerend in diesem Zusammenhang (war) die Passivität von Björn Höcke, der an diesem entscheidenden Tag alle Führungsqualitäten vermissen ließ.“ Dem ist nicht zu widersprechen. Höcke hat sich offenbar nicht getraut, nach vorne zu treten. Es wäre besser, er hielte sich in Zukunft immer im Hintergrund, denn die Mehrheit in der Bundespartei reagiert inzwischen allergisch auf ihn, und auf die große Mehrheit der Bürger und Wähler – wenn man vom kleinen Thüringen absieht – wirkt er wie ein rotes Tuch. Er schadet der AfD bundesweit mehr als er nutzt, vor allem weil er dem Verfassungsschutz Munition geliefert hat.

Dr. Hans-Jörg Lutz, Nürnberg




Vernunft statt Emotionen

Man kann über Details der Rede von Jörg Meuthen verschiedener Auffassung sein. Unbestreitbar ist aber, daß die Konkurrenzparteien – zusammen mit der großen Mehrheit unserer Medien – alles tun, um die AfD in die rechtsextreme Ecke zu stellen und sie damit für die bürgerlichen Wähler unwählbar zu machen. Deshalb haben die Gegner der AfD mit absoluter Sicherheit zahlreiche Leute in diese Partei eingeschleust, die versuchen mit rechtsradikalen Reden und Verhaltensweisen den erwünschten Eindruck in der Öffentlichkeit zu erzeugen. Schließlich hat diese Methode bei den Republikanern hervorragend funktioniert. Unter solchen Umständen kann auch niemand zuverlässig feststellen, ob bestimmte lautstarke „Partei-Rechte“ überzeugte Patrioten oder feindliche Agenten sind. Es ist daher ein zwingendes Gebot der Vernunft, daß alle AfD-Mitglieder, die einen langfristigen Erfolg ihrer Partei anstreben, alles unterlassen, was ihren Gegnern die erwünschte Munition liefert. Dies gilt um so mehr, weil es für eine angemessene Vertretung der nationalen Interessen – wie sie in allen anderen Staaten dieser Welt üblich ist – genügend vernünftige Argumente gibt. Wer die Vernunft auf seiner Seite hat, muß nicht an nationalistische Emotionen appellieren!

Manfred Ritter, Nürnberg






Zu: „Niemand ist illegal, alle sind Deutsche“ von Ronald Berthold, JF 50/20

Zuflucht bei Bertolt Brecht

Wenn der Grünen-Parteitag die „Einwanderungsgesellschaft“ zum Staatsziel erklärt, dann sollten bei jedem Deutschen die Alarmsirenen heulen. Wollen wir das wirklich? Wollen wir noch mehr Parallelgesellschaften in unseren Städten? Wollen wir noch mehr muslimische Zuwanderer? Der Islam ist erwiesenermaßen mit dem Grundgesetz nicht vereinbar. Renommierte Verfassungsrechtler, unter anderem der ehemalige Bundesverfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde aufgrund der Dissertation des Schweizers Lukas Wick „Islam und Verfassungsstaat“, folgern daraus, daß die Zuwanderung von Muslimen zu begrenzen ist. Lassen wir uns unser Deutschland nicht nehmen; nicht unsere Kultur, nicht unsere Sprache, nicht die Zukunft unserer Kinder. Noch prangt am Reichstagsgebäude in Berlin die Widmung „Dem Deutschen Volke“! Noch ist Deutschsein nicht verboten, wenn auch für die Grünen anrüchig. Selbst Bertolt Brecht ist Gewährsmann: „Und weil wir dies Land verbessern / Lieben und beschirmen wir’s. / Und das Liebste mag’s uns scheinen/ So wie andern Völkern ihrs.“

Prof. em. Dr. Dr. h. c. Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte






Zu: „Wenn die revolutionäre Sondermoral herrscht“ von Thorsten Hinz, JF 50/20

Verdiente Buchbesprechung

Es hat mich gefreut, diese Buchbesprechung in der JUNGEN FREIHEIT zu lesen. Eine Spezialität von Professor Günter Scholdt ist es, seinen Lesern anhand von Beispielen aus der klassischen Literatur die Augen für aktuelle Vorgänge zu öffnen. So auch in dieser Streitschrift. Dabei verhehlt der Autor nicht, daß seiner Meinung nach zur Zeit nur die AfD eine Chance hat, etwas an der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Misere zu ändern. Man darf ihm jedoch keineswegs Werbung für die AfD unterstellen. Es geht ihm vielmehr darum, das Bewußtsein für universal geltende Werte wie Moral, Gerechtigkeit oder Freiheit zu schärfen und auf die Gefahren hinzuweisen, die diesen durch den Machtmißbrauch der jeweiligen Herrschaft drohen. Gleichzeitig ruft er dazu auf, für den Erhalt dieser Werte einzutreten. Deshalb ist es richtig und wichtig, daß sein Buch die verdiente Besprechung in der jungen freiheit erhält.

Vera Lorenz, Magagnosc, Grasse / Frankreich






Zu: „Ausgegrenzt und wütend“ von Ronald Berthold, JF 49/20

Peinliche Argumentation

Als Argument gegen das Gesetz anzuführen, in diesem kämen 24mal die Wörter „ermächtigen“ und „Ermächtigung“ vor, ist schlichtweg peinlich. Dieser Begriff ist gängig in der Rechtssprache und zwar nicht als Ausnahme, sondern er gehört zu den häufig verwendeten Grundbegriffen. Meinung ist also schön und gut – Ahnung sollte man aber auch haben. Beispielsweise findet es sich im Allgemeinen Eisenbahngesetz 7mal. Im Saatgutverkehrsgesetz sogar 46mal. Wir leben wohl längst in der Diktatur? Im übrigen fand sich das Wort in der allerersten Fassung des Seuchenrechtsneuordnungsgesetzes aus dem Jahr 2000 sogar 26mal. Aus dieser Logik heraus wäre es jetzt also sogar ein kleines bißchen weniger „Ermächtigungsgesetz“. Solche Scheinargumente überschatten die berechtigte Kritik und drängen diese in den Hintergrund.

Eva Schneider, Erfurt






Zu: „Ideologie auf dem Lehrplan“ von Julius Möllenbach, JF 49/20

Nichts Neues unter der Sonne

An den Universitäten, vor allem an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten, herrschten immer auch Intoleranz und Gewalt gegen Andersdenkende. Das ist kein aktuelles Problem. Beispiele gibt es genügend. Der jüdische Philosoph Thomas Lessing, seit 1908 an der Technischen Hochschule Hannover lehrend, hatte einen kritischen Artikel über den Generalfeldmarschall von Hindenburg veröffentlicht. Daraufhin randalierten Studenten und verbreiteten Flugblätter, auf denen es hieß: „Das Krebsgeschwür an unserer Hochschule muß ausgemerzt werden.“ Rektor und Senat ließen den Angegriffenen fallen, und er wurde ohne den geringsten Rechtsgrund suspendiert. Oder 1931: Der Münchner Staatsrechtler Hans Nawiasky verglich den Versailler Vertrag mit den Friedensverträgen, die das Deutsche Reich während des Ersten Weltkriegs mit besiegten Staaten geschlossen hatte. Die vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) inszenierten Krawalle führten dazu, daß Anfang Juli 1931 die Universität München mehrere Tage geschlossen werden mußte. An den Universitäten hatte der NSDStB schon vor 1933 eine starke Stellung.1931 erhielt er bei den AStA-Wahlen reichsweit 44,4 Prozent der Stimmen. Oder 1968: In Tübingen wurde dem Soziologen Friedrich Tenbruck durch gewaltbereite Studenten übel mitgespielt durch gezielte Einschüchterung, massive Obstruktion, teils blanken Terror durch sinnlose Zwischenrufe und Verdrängung vom Katheder. „Nichts Neues unter der Sonne. Alles wohlbekannt und von kurzer Dauer.“ (Mark Aurel).

Dr. Frank Armbruster, Schallstadt






Zu: „Die Ehrfurcht vor der Aura schwindet“ von Thorsten Hinz, JF 49/20

Radikales Umdenken gefordert

Die Beschädigung der Ausstellungsstücke in Berliner Museen sollte Anlaß sein, endlich grundsätzlich über die Zukunft von Museen, Theatern und dergleichen nachzudenken. Machen wir uns nichts vor: Es sind doch in erster Linie alte, weiße Männer, welche diese Einrichtungen aufsuchen, um ihre vorgebliche Bildung vorzuführen und sich damit vor ihresgleichen hervorzutun. Es ist also höchste Zeit, den alten, wertlosen Plunder endlich auf den Müll zu werfen. Kein fortschrittlicher Mensch will das alte Zeug noch sehen. Die Gebäude könnte man sinnvolleren Zwecken zuführen, etwa als Großraum-Discos. Oder auch Moscheen, je nach Geschmack. Bei der Gelegenheit sollten auch reaktionäre Vereinigungen wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz endlich verboten werden. Das eingesparte Geld, es handelt sich hier um enorme Summen, könnte verwendet werden, um die Sozialausgaben zu erhöhen, oder, noch besser, noch mehr Hungerleider aus allen Weltgegenden nach Deutschland einzuladen.

Man hätte solche Forderungen schon längst von den Grünen und Linken erwartet. Aber die sind anscheinend zu einfallslos oder zu feige, um solche wirklich zeitgemäßen Forderungen zu erheben. Macht nichts. Nach der absehbaren Machtübernahme der Islamisten in Deutschland werden sie sicherlich durchgesetzt. Die Expertise ist da, vor allem bei Menschen aus Syrien und Afghanistan. Schließlich haben es dort die viel gescholtenen Islamisten geschafft, wenn auch erst nach Jahrhunderten, sogar die monströsen Buddha-Statuen von Bamiyan zu beseitigen. Da müßten doch ein paar Museen in Deutschland kein Problem sein.

Andreas Emmerich, Brombachtal






Zu: „Alle sollen künftig ‘gleich’ sein“ von Liz Roth, JF 47/20

Fragwürdige Selbstverortung

In dem Beitrag heißt es, Kamala Harris sei „progressiv und links“. Damit greift Liz Roth offensichtlich eine Selbstbezeichnung von Harris auf. Mit welcher natürlich automatisch allen, die darauf schauen, daß die Dinge in der Ordnung bleiben, unterstellt wird, sie seien irgendwie rückständig und in der Vergangenheit stehengeblieben. Insofern sollte man vielleicht besser von sogenannten oder selbsternannten Progressiven sprechen.

Christian Preuß, Berlin






Zu: „Bis zum bitteren Ende“ von Dag Krienen, JF 44/20

Aus der Ferne: vom Krieg entstellt

Ihr Bericht über den Deutsch-Französchen Krieg hat uns veranlaßt, Ihnen unser Wissen über diesen Krieg mitzuteilen. Der Krieg 1870/71 ist in unserer Familie noch lebendig durch unsere Großmutter (Jahrgang 1873). Ihr Vater, geboren 1842, hat am Krieg teilgenommen und einen Brief hinterlassen: „Grüße aus der Ferne“. Darin faßt er das Geschehen vor, während und nach dem Krieg in Gedichtform zusammen. Eine Kopie davon haben wir dem Wehrgeschichtlichen Museum in Rastatt übergeben. Der Frieling-Verlag Berlin wird den Brief 1/2021 in seiner Anthologie „Damals war’s“ veröffentlichen.

Als Joseph Johann Weiß nach siegreicher Schlacht heim kam und an die Tür seines Elternhauses klopfte, hat ihn die eigene Mutter nicht wiedererkannt. Der Krieg im freien Feld hatte ihn gezeichnet. Doch es gab jetzt das Deutsche Reich und Joseph Johann hatte daran mitgewirkt. Er war Schmied, Stellmacher und Brunnenbauer mit eigenem Betrieb in Winzenberg, Kreis Grotkau in Schlesien. Er war auch Haus- und Hoflieferant vom Schloß Koppitz, das in der Nähe war.

Ferdinand Kaufmann, Ettlingen