© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/20 / 11. Dezember 2020

JF-Intern
Magischer Rauch
Das Raachermannel

Es war einst ein grimmiger JF-Redakteur, der jedes Jahr zur Adventszeit mit Ärgerfalten hinter seinem Schreibtisch saß, denn er haßte den Geruch von Weihnachten. Wann immer die fröhlichen Online-Elfen ihre Räuchermännchen entzündeten, um die Redaktion mit Tannenduft zu einem besseren Ort zu machen, polterte er laut. 

Da über die Jahre sein Herz vor Wut ganz hart geworden war, faßten die Räucherfreunde einen Plan: Sie trugen all ihre Männel in die Redaktion, fütterten ein jedes mit Tanne und Weihrauch, schlossen sämtliche Türen und warteten, bis der Raum von einer dicken, weißen Nebelwand erfüllt war. Dann öffneten sie die Tür zum Zimmer des Weihnachtsmuffels und schauten vergnügt, wie die Schwaden zu ihm zogen. Es folgte ein Schimpfen, das aber schnell einem Husten wich. Und während sich der Griesgram vor Prusten und Husten schüttelte, kullerte ihm eine einzelne Träne aus dem Auge, rann seine Wange herab, verweilte noch kurz am Kinn, um dann auf die Brust direkt über dem Herzen zu tropfen. Ein magischer Zauber durchfuhr ihn und ein Lächeln flutete über sein Gesicht. Fortan konnte das Rauhbein vom Duft der Weihnacht nie mehr genug bekommen.