© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/20 / 18. Dezember 2020

Aufgeschnappt
Distanz zum Sohn
Matthias Bäkermann

Weil dieses Jahr durch die Corona-Regeln größerer Abstand auch innerhalb der Kirchen gefordert ist, will Pfarrerin Stefanie Sippel der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow wenigstens an anderer Stelle „keine Distanz aufbauen“. Diese drohe laut der 42jährigen Theologin in der Zuschreibung eines konkreten Geschlechts des Kindes von Bethlehem. „Jesus kann sich nicht zu sehr auf eine sexuelle Identität festgelegt haben“, mutmaßt Sippel gegenüber der Berlinausgabe der Bild-Zeitung, ansonsten erkenne sie einen Widerspruch zur Bibelaussage, daß Gott eine Verbindung zu allen Menschen aufnehmen möchte. Um den Gegensatz aufzulösen, hat Sippel im jüngsten Gemeindebrief für die „Alte Pfarrkirche zu den Vier Evangelisten“ deshalb Jesus* gegendert. Damit sollen sich endlich alle Geschlechter im nördlichen Berliner Hipster-Hotspot mit dem Heiland identifizieren können.

CSU-Bundestagsabgeordneter Stefan Müller reagierte erbost auf den Jesus mit Genderstern: „Hier wird linke Gender-Ideologie zu Gender-Gaga.“ Manchen in der evangelischen Kirche sei „offenbar nichts peinlich“. Von der Kirche erwarte Müller, „daß sie sich das Geschlecht des Christuskindes nicht ausdenkt, sondern sich an die Bibel hält“. Und dort steht, Maria „gebar ihren ersten Sohn“.