© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/20 / 18. Dezember 2020

Preisanstieg für Containertransporte mitten in der Corona-Krise
Drohende Lieferengpässe
Martin Krüger

Steigende Corona-Zahlen in Amerika, Europa und Indien, erneute Lockdowns, Wirtschaftskrise – doch die Frachtpreise gehen durch die Decke. Derzeit werden Preise von über 5.000 Dollar für einen 40-Fuß-Seecontainer verlangt. Ursache sind die reduzierten Kapazitäten an Bord, denn die Nachfrage nach Schiffstransporten übertrifft das Angebot der Reedereien massiv. Zu den Verzögerungen tragen auch die vollen Häfen bei. Außerdem ist der weltweite Containermarkt stark differenziert nach Containergröße, Produkttyp, Endnutzung und eben Region.

Im November wurden 340.000 Autos aus Deutschland exportiert – mehr als im Vorjahresmonat. China fragt wieder stärker nach. Ostasien und Australien haben die Pandemie besser im Griff als der Westen. Hier läuft die Produktion – doch manches kommt mit Verzögerung hier an. Nicht nur der Otto-Versand rechnet in den kommenden Wochen mit Lieferengpässen. Der Konzern führt jährlich Waren im Wert mehrerer Milliarden Euro aus Asien ein. „Wer heute einen Container ab Shanghai nach Hamburg buchen möchte, muß unter Umständen bis zum Februar darauf warten, daß er tatsächlich einen bekommt“, erklärte Walter Stork, Gründer der Hamburger Navis AG, in der Welt.

Nicht ohne Grund hat die teilstaatliche Hapag-Lloyd AG das Gewinnziel für 2020 ein weiteres Mal auf jetzt 2,7 Milliarden Euro angehoben. Gegenüber dem Vorjahr wäre das ein Drittel mehr – da klingelt bald die Kasse im Kanton Schwyz, Hamburg, Valparaíso, Katar und Riad. Aus beim Corona-Ausbruch reduzierten Kapazitäten ist inzwischen der Einsatz aller verfügbaren Schiffe geworden. Den Reedereien hilft auch, was Greta und die Grünen diebisch freut: Die Luftfrachtkapazitäten sind zusammengebrochen. Die Hälfte der Luftfracht wird jetzt in Passagiermaschinen geflogen. Auch Schienentransporte sind keine Alternative. Einen Container aus dem zentralchinesischen Wuhan nach Deutschland zu bringen, kann 8.350 Dollar kosten.