© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/20 / 18. Dezember 2020

Umwelt
Trockenheit ist zurück
Paul Leonhard

Bäume sind ein Archiv für Umweltbedingungen: Ist das Klima gut, sind die Jahresringe in der Regel breit. Allerdings hat sich das Wachstum von einheimischen Bäumen wie Buche, Ahorn, Eiche und Hainbuchen in den beiden Trockensommern von 2018 und 2019 erheblich unterschieden. Darauf machen Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Ökosystemdynamik am Institut für Botanik und Landschaftsökologie der Universität Greifswald aufmerksam. Danach konnten die Baumarten 2018 von den sehr feuchten Winterbedingungen profitieren und zeigten in Norddeutschland trotz Rekordtemperaturen und Trockenheit im Sommer ein überdurchschnittliches Wachstum. Da im folgenden Jahr aber schon im Frühjahr die Bodenwasserspeicher leer waren, führte das bei Buche und Hainbuche zu Wachstumseinbrüchen von bis zu 70 Prozent. Auch Bergahorn und Eiche lagen unter dem Durchschnittswert der Vorjahre.

Sommerniederschläge waren im Mittelalter wohl deutlich geringer als angenommen.

Die beiden Sommer gelten im Vergleich mit den Klimadaten der vergangenen hundert Jahre als extrem, zum Ende des 21. Jahrhunderts könnten sie laut Klimaprognosen die Normalität sein. Aber die sommerlichen Niederschläge waren auch im Mittelalter deutlich geringer als bisher angenommen. „Vielleicht waren also Jahrhundertsommer, wie wir ihn 2018 erlebt haben, damals gar nicht so selten“, konstatiert Tobias Scharnweber, Autor einer weiteren Klimastudie. Und: Trockenheit führt zwar zu einem geringeren Wachstum, andererseits hat der Stickstoff­eintrag aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr, der über die Luft und den Regen in die Wälder gelangt, zu deutlich höherem Wachstum der Bäume geführt – ebenso wie die höhere CO2-Konzentration der Luft, so diese ausreichend Wasser ziehen können.

Greifswalder Studie „Tree growth at the end of the 21st century“: iopscience.iop.org