© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 53/20 / 01/21 25. Dezember 2020

Grüße aus Wien
Flugs entlassen
Konrad Weiß

Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heitren Stunden nur! Folgte man diesem alten Stammbuchspruch, so hielt sich der Zählaufwand im abgelaufenen Jahr auch zu Wien in Grenzen. Die drei globalen apokalyptischen Reiter Klimahysterie, Covid-19 und Black Lives Matter (Demoteilnehmer: 50.000) ritten auch an der schönen blauen Donau ein, die seit dem Wahldesaster der gleichfarbigen einzigen echten Oppositionspartei im Oktober weniger blau denn je ist.

Bald darauf sandten Vertreter  die Religion des Friedens nach deren Fasson Grüße nach Wien, mit vier Todesopfern (Demoteilnehmer: null). Wir dürfen beruhigen: Auch hierzulande hat der Islam nichts mit dem Islam zu tun. Angesichts des importierten Terrors, vor dem seit Jahrzehnten gewarnt wird – freilich bloß durch rechtsradikale Hetzer, – stürzten sich die konsternierten Mainstreammedien dankbar auf eine tapfere Rettungstat zweier „Austrotürken“ an jenem blutigen Novemberabend. Daß einer der beiden davor zum Attentat am Breitscheidplatz gepostet hatte, dies tue ihm „überhaupt ned leid“, wurde weniger laut getrommelt.  

Keine Punschbrühe,  wenigstens dieser Kelch geht 2020 an uns vorüber.

Vielmehr galt es, Boulevardmedien zu geißeln, die ein Video der Schüsse auf eine – freilich unkenntlich gemachte – Person gezeigt hatten. Diese Taten und Opfer sollen auch hierzulande stets abstrakt bleiben. Und der Direktor eines Gymnasiums der nahen Diözese Eisenstadt, der es gewagt hatte, einen Zusammenhang zwischen Flüchtlingen und Terror anzudeuten, wurde deshalb nach 35 Dienstjahren flugs entlassen. Denn der Bischof, so dessen Sprecher, hatte sich „für Flüchtlinge in den vergangenen Jahren sehr, sehr stark gemacht“. Fürwahr: inklusive Jesuskind in der Flüchtlingsboot-Krippe am Altar.

Doch auch die Kräfte von Exzellenz Ägidius Zsifkovics bzw. des heimischen Episkopats insgesamt sind nicht unerschöpflich, so daß auf Nebengebieten kleine Abstriche gemacht werden mußten: Vor dem jüngsten Lockdown wollte man erst die ausdrücklich eingeräumte Möglichkeit zu Gottesdiensten nutzen, nur um kurz darauf freiwillig davon Abstand zu nehmen und nach dem ersten Lockdown einen weiteren Säkulariserungsschub zu riskieren – ausgerechnet im Advent. Dieser wurde so tatsächlich zur stillsten Zeit im Jahr – auch durch das Verbot von Adventmärkten. Damit fällt heuer auch die klebrige Punschbrühe aus – wenigstens dieser Kelch geht 2020 an uns vorüber.