© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 53/20 / 01/21 25. Dezember 2020

Die Enzyklika „Fratelli tutti“ im Open Society-Modus
Entgrenzte Nächstenliebe
(dg)

Die jüngste Enzyklika von Papst Franziskus, „Fratelli tutti“, hat für Gerhard Kruip, der an der Universität Mainz Christliche Anthropologie und Sozialethik lehrt, nur einen Fehler: „Zu wenig Sensibilität für eine geschlechtergerechte Sprache“. Denn natürlich gebe es im Italienischen mit „sorelle“ (Schwestern) ein Pendant zu „fratelli“ (Brüder), so daß der Papst schon im Titel die tatsächliche Botschaft, eine „Utopie der Geschwisterlichkeit“, besser hätte formulieren können (Herder Korrespondenz, 11/2020). Ansonsten ist Kruip Feuer und Flamme für ein Programm, das vom Umbau des Vatikans zur rot-grünen NGO und zur Filiale von George Soros’ Open Society-Stiftung kündet. Die auf das Samaritergleichnis gestützte Einforderung „globaler Hilfspflichten“ und „entgrenzter Nächstenliebe“ habe Konsequenzen, die „vielen Katholiken offenbar nicht bewußt sind“. Daher ermahne die Enzyklika gerade „rechtskonservative Christen“, ihre sich gegen „Migranten“ sperrenden „politischen Präferenzen“ zu überdenken, da sie „fundamentalen Glaubensüberzeugen“ widersprächen. Vielmehr sollten sie sich mit ihm für „erleichterte Einwanderung, mehr Visa und die Einrichtung humanitärer Korridore“ einsetzen. Zu solcher „interkulturellen“ Vision vom „friedlichen Zusammenleben“ habe ihn, wie der Papst betont, der Großimam Almad al-Tayyeb inspiriert, dem er 2019 in Abu Dhabi begegnet ist. 


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