© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 53/20 / 01/21 25. Dezember 2020

Frisch gepresst

Oswald Spengler. Als sich 1980 sein Geburtstag zum 100. Mal jährte, galt der Geschichtsdenker Oswald Spengler in der weltpolitisch sedierten Bonner Republik als toter Hund. Hatte doch nicht einmal der Zweite Weltkrieg den von ihm 1918 prognostizierten „Untergang des Abendlandes“ nach sich gezogen. Dieser pralle „Hoppla wir leben“-Optimismus herrscht auch heute noch bei der Masse einer realitätsblinden Boomer-Intelligenz vor. Es ist kein Zufall, daß hingegen Althistoriker, an antiken Katastrophen geschulte Experten für Untergangsanalysen, Spengler ernst zu nehmen pflegen. Damals, als sein Werk auf die wütende Abwehr der Historikerzunft stieß, war es Eduard Meyer (1855–1930), ein Fürst der Altertumswissenschaft, der dem verhöhnten Privatgelehrten zur Seite sprang. Heute ist es der Althistoriker David Engels, der 2017 die „Oswald Spengler Society“ mit aus der Taufe hob und der ihren Namenspatron als aktuellen Zeitdiagnostiker wieder ins Gespräch brachte. Anders zwar, als Spengler es ausmalte, drohen für Engels derzeit „letzte Reste der abendländischen Kultur und Gesinnung“ im Mahlstrom der von herrschenden dekadenten „Eliten“ forcierten orientalisch-afrikanischen Masseneinwanderung zu verschwinden. Über die atemberaubende Dramatik dieses Prozesses läßt keine der klugen Analysen im Jahrbuch der Spengler-Gesellschaft den Leser im unklaren. (wm)

David Engels (Hrsg.): Oswald Spenglers Geschichtsmorphologie heute. Journal of the Oswald Spengler Society, Manuscriptum Verlag, Lüdinghausen 2020, gebunden, 293 Seiten, 25 Euro





Festung Königsberg. Es ist eine besondere Tragik, daß die Festungswerke der ostpreußischen Metropole jahrhundertelang keine nennenswerte Belagerung erdulden mußten und militärisch ausgerechnet beim Untergang der Stadt im April 1945 eine letzte traurige Rolle spielen mußten. Traugott Ehrhardt, als Ostpreuße und Kommandeur einer Festungspioniereinheit ausgewiesener Fachmann, hat 1960 eine Geschichte der Festungswerke am Pregel vorgelegt, wo anders als in vielen deutschen Städten im 19. Jahrhundert die Bastionen, Tore und Gräben nicht komplett geschleift wurden. Dabei geht er auch auf den Wandel der Befestigungskunst und ihre taktische Bedeutung über die Jahrhunderte ein. Der lange vergriffene Band liegt nun wieder vor. (bä)

Traugott Ehrhardt: Geschichte der Festung Königsberg 1257–1945. Lindenbaum Verlag, Beltheim-Schnellbach 2020, broschiert, 131 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro