© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 53/20 / 01/21 25. Dezember 2020

Kabinenklatsch
Der neue Schumacher
Ronald Berthold

Endlich wieder ein Schumacher in der Formel 1. Auch wenn Mick beim erfolglosen Team Haas startet, zieht der 21jährige derzeit fast alle mediale Aufmerksamkeit im Motorsport auf sich. Er ist eben der Sohn der Legende Michael Schumacher. Daher projizieren wir Erinnerungen und Hoffnungen auf ihn.

Bis zu 15,5 Millionen Zuschauer zog der siebenmalige Weltmeister vor den Fernsehschirm. Aber auch die vier Millionen Fans, die zuletzt noch regelmäßig sonntags zuschauten, wird Mick Schumacher nicht erreichen. Denn nachdem sich RTL nach 30 Jahren wegen horrend teurer Fernsehrechte aus der Übertragung zurückzieht, können wir die Anfänge des kleinen Schumacher in der Königsklasse nur noch im Bezahlsender Sky verfolgen. 

Sicher war sein berühmter Nachname karrierefördernd. Aber das Vollgas-Gen hat Mick von seinem Vater geerbt. Dieses Jahr gewann er die Formel-2-WM. 2018 hatte er schon den Titel in der Formel 3 geholt. 

Der berühmte Vater meldete den Nachwuchs unter falschem Namen beim Kartsport an.

Um so erfolgreich zu fahren, reicht es nicht, von Beruf Sohn zu sein. Im Gegenteil: Der Papa, der die Rücksichtslosigkeit der Medien gut kannte, sorgte sich so sehr um die Unbeschwertheit seines Sprößlings, daß er den damals Neunjährigen unter dem Pseudonym „Mick Betsch“ beim Kartsport anmeldete. Betsch ist der Geburtsname seiner Frau Corinna. So konnte der kleine Mick erst einmal unbehelligt von der Journalistenmeute seine Runden drehen. Das Versteckspiel ließ sich allerdings nicht aufrechterhalten. Und so wurde der in der Schweiz lebende Sportler zum wohl bekanntesten deutschen Formel-4-, Formel-3- und Formel-2-Piloten. Die Öffentlichkeit verfolgte seine Karriere genau.

Doch jetzt, wo es richtig losgeht, bleibt sie hinter der Bezahlschranke zurück. Haas scheint aber vor allem ein Sprungbrett für den ehrgeizigen Mick zu sein. In der abgelaufenen Saison holte das Team nur drei Punkte und wurde Vorletzter. Das Auto ist nicht wirklich konkurrenzfähig. Sollte Schumacher hier und da einen Achtungserfolg landen, werden wir von ihm hören, auch wenn wir es nicht sehen können.