© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Matthias Maurer. 2021 soll der zwölfte Deutsche in den Weltraum fliegen.
Unser Mann im All
Paul Leonhard

Kosmonautennahrung aus Tuben ist passé, deutsche Raumfahrer sind Feinschmecker. Matthias Maurer will mit einem besonderen Weltraummenü verwöhnen: Saarländer Rehragout und Kartoffelcremesuppe. „Ich freue mich riesig auf das tolle Gericht und so ein Stück Heimat auf der ISS genießen zu können“, strahlt der 50jährige.

Wenn er denn endlich fliegen darf: Seit zwölf Jahren bereitet sich der promovierte Materialwissenschaftler auf den Flug ins All vor. 2008 bewarb er sich mit knapp 8.500 anderen bei der Esa. Zwar bestand er als einer von zehn Kandidaten das Auswahlverfahren, wurde dann aber  doch nicht ins europäische Astronautenkorps berufen. So suchte sich Maurer einen Job im Europäischen Astronautenzentrum (EAC) in Köln und absolvierte daneben Programme, die für Raumfahrer wichtig sind.

Eine Hartnäckigkeit, mit der er sich durchsetzte: 2017 wurde er doch noch ins Korps der Weltraumfahrer aufgenommen. Gleichzeitig garantierte ihm Esa-Generaldirektor Johann-Dietrich Wörner, daß er binnen drei Jahren zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegen werde.

Das wird nun also im neuen Jahr der Fall sein. Dann macht der in St. Wendel bei Saarbrücken Geborene nicht nur das deutsche Dutzend im All voll, sondern wird auf engstem Raum mit sechs anderen Astronauten Experimente vorbereiten: „Ich krame Kabel und Versuchsbehälter (heraus), baue sie gemäß Anleitung auf. Von der Erde steuern sie den Versuch. Den ich im Anschluß abbaue“, beschreibt er das wenig spektakuläre Geschehen: „Ich werde wohl die meiste Zeit damit verbringen, einfach auf die Erde runterzuschauen.“

Für Maurer sprechen seine Kenntnisse in Physik und Chemie sowie Erfahrungen im medizinischen Bereich. Er spricht sechs Sprachen, neuerdings auch Russisch und Chinesisch. Und der Saarländer kann sich durchaus vorstellen, der erste Deutsche auf dem Mond zu sein. Denn es soll nicht bei dem einen Flug bleiben, er freue sich „auf unsere Missionen im Erdorbit, zum Mond und vielleicht auch darüber hinaus“, schwärmt der schlanke Mann mit der großen Deutschlandfahne auf dem Uniformärmel und den stolzen Esa-Schwingen auf der Brust. Und dann sagt er etwas, was große Träume in kleinen Jungen und Mädchen wecken könnte: Kosmonaut zu werden, sei der beste Beruf: Fliegen, Forschen und Erkunden, in einer internationalen Mannschaft an vorderster Front der Wissenschaft und Technik zu arbeiten. Und vor allem: „Man kann aus jedem, der nicht klaustrophobisch ist, der zwei Arme, zwei Hände und zwei Augen hat, einen Astronauten machen.“

Via Facebook läßt Maurer schon mal alle daran teilhaben, wie er sein besonderes Weltraummenü zubereitet. Kontaktaufnahme ist aber auch anders möglich: Seit Juli besitzt er ganz altmodisch eine (amerikanische) Amateurfunklizenz – Rufzeichen: KI5KFH, bitte melden!