© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Ländersache: Baden-Württemberg
Black Biberach Matters
Michael Paulwitz

Der Furor „antirassistischer“ Säuberungskampagnen macht auch vor der oberschwäbischen Provinz nicht halt. Ein Aktivistinnen-Trio aus Biberach, Ravensburg und dem wohlhabenden Reutlingen macht derzeit Wirbel mit der Online-Petition „Black History in Baden-Württemberg“.

Damit ist nicht etwa die historische Aufarbeitung des schwarzen Filzes aus jahrzehntelanger CDU-Alleinherrschaft gemeint. Vielmehr geht es, ganz zeitgeistkonform, um die „Anti-Rassistische Überarbeitung des Lehrplans in Baden-Württemberg“. Das klingt wie „Black Lives Matter“ für den Provinzgebrauch, und so kam die Sache wohl auch zustande: Trump, AfD, die „Populisten“ sowieso und die aus den USA herübergeschwappte Empörungswelle hätten sie angetrieben, erklären die Kämpferinnen für das Gute der Regionalpresse, die ihre Botschaften auch willig transportiert.

Daß ihre Online-Petition fast hunderttausend Unterstützer hat, dürfte freilich vor allem daran liegen, daß sie sich als Teil einer deutschlandweiten „Black History“-Bewegung versteht, die in mittlerweile fünfzehn Bundesländern unterwegs ist. „Alle Unterschriften der regionalen Petitionen laufen auf einen Unterschriftenzähler“, bekennt sich die Kampagnenseite ganz ungeniert zur Mogelpackung.

Da das kolonialgeschichtliche Erbe Württembergs, Badens und des deutschen Südwestens überschaubar ist, hält sich der mit Gendersternchen und denglischem Soziologen-Kauderwelsch gespickte Forderungskatalog der Petition denn auch an das, was einschlägige Lobbyisten-Netzwerke derzeit gerade so deutschlandweit durchdrücken möchten.

So sollen „Kolonial- und Migrationsgeschichte sowie ihre Auswirkungen bis heute“ im Bildungsplan und „Rassismus“ als verpflichtender Lehrplan-Inhalt festgeschrieben werden, dazu „Antirassismus“-Programme für Schüler und Pädagogen und überhaupt das „Aufbrechen“ der „eurozentristischen“ Perspektive, wobei selbstredend von der Kita bis zur Hochschule „Raum für BIPoC*-Wissenschaftler*innen, -Autor*innen und -Künstler*innen“ geschaffen werden soll. „BIPoC“ stehe für „Black, Indigenous und People of Color“, wird dem uninformierten Alltagsrassisten noch erklärt.

Im Klartext: Unter dem Mäntelchen der höheren Moral sollen neue Umerziehungs- und Arbeitsbeschaffungsprogramme für die Lobby-Klientel mit dem passenden Hintergrund her. CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann begnügt sich vorsichtshalber nicht mit dem Hinweis auf den in diesem Sinne bereits reichlich ergrünten Schulkanon, sondern sichert prompt auch sonst wohlwollenden Einsatz zu. In drei Monaten wird schließlich gewählt, und die Aktivistinnen drohen schon mit „Wahlprüfsteinen“ und einem neuen landesweiten „Bündnis gegen Rassismus und Diskriminierungen“.

Eine der beiden aus aus Eritrea beziehungsweise Äthiopien stammenden Kämpferinnen, deren „Rassismus“-Erfahrung vor allem im Fehlen von „Identifikationsfiguren“ im Unterricht bestand, studiert übrigens gerade „soziale Arbeit“. Ihre für den „eigenen Rassismus“ sensibilisierte „weiße“ Mitstreiterin ist Studentin der Kulturwissenschaften. Vielleicht springt für sie ja auch ein passender Job dabei heraus. Ein Schelm, wer da Eigennutz wittern möchte.