© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Das Feuer in Moria macht Schule
Bosnien-Herzegowina: Illegale Migranten aus Afghanistan und Pakistan setzen Regionalregierung unter Druck
Hans-Jürgen Georgi

Etwa eintausend aufgebrachte Bewohner der Grenzstadt Bihac verbrachten die Silvesternacht nicht zusammen mit ihren Angehörigen, sondern protestierten vor dem ehemaligen Flüchtlingslager BIRA inmitten der Stadt. Sie verhinderten damit die Rückkehr von etwa 1.000 Migranten aus dem Camp Lipa, 20 Kilometer südöstlich von Bihac, in die Stadt. 

Vorangegangen war die Räumung dieses Camps, wobei von Migranten etliche Zelte in Brand gesteckt und damit die Infrastruktur zerstört worden war. Offenbar hatte das Feuer im griechischen Lager Moria Schule gemacht. Allerdings waren schon zuvor Unterkünfte oder potentielle Unterkünfte von Migranten in Bosnien und Herzegowina (BiH) angezündet worden, wie mehrmals im Mai in Velika Kladuša. 

Mit der Wiederbelebung des Lagers Lipa ist vorerst auch die Umverteilung der Migranten ins Innere des Landes am Widerstand der Kantone gescheitert. Niemand in der Förderation Bosnien-Herzegowina möchte Migranten aufnehmen, schon gar nicht die Republika Srpska, die bisher jede Ansiedlung erfolgreich verhindern konnte. 

Brüssel versagt bei der Abschiebung

So forderte unlängst die größte Muslimpartei, die Partei der Demokratischen Aktion (SDA), daß Migranten auch auf anderen (ethnischen) Gebieten untergebracht werden sollen, „nicht nur auf Gebieten, wo bosnische Muslime leben“. 

Doch das Bestreben aller Migranten ist, in der Nähe der Grenze zu bleiben, um früher oder später die EU-Außengrenze überschreiten zu können und  auf kürzestem Weg durch Kroatien die „reicheren“ Staaten wie Österreich, Italien und vor allem das aufnahmebereite Deutschland zu erreichen. 

Von den „Flüchtlingen“ kommen immer weniger aus Kriegsgebieten, vielmehr aus den Magrebstaaten, Afrika, Afghanistan und vor allem aus Pakistan. Aus diesem islamistischen Land stammten schon im Jahr 2018 knapp 8.000 der insgesamt über 23.000 illegalen Migranten, die in BiH registriert wurden. Noch im Sommer 2020 machten die Pakistaner mehr als 26 Prozent aus, knapp gefolgt von 26 Prozent Afghanen. Dennoch hat die EU nichts unternommen, diese Art von nicht anerkannten „Flüchtlingen“ konsequent zurückzuweisen oder abzuschieben, denn bekanntlich herrscht dort kein Krieg, allenfalls der Islam. 

Einen Versuch, die illegale Migration von Pakistanern zu verringern, hat Bosnien-Herzegowina im Herbst 2020 unternommen. Es wurde ein Abkommen geschlossen, das die gegenseitige Rücknahme „ihrer eigenen Bürger, Drittstaatenangehöriger und Staatenloser“  reguliert, die sich gesetzeswidrig auf den Territorien des anderen Vertragsstaates aufhalten. Das Sicherheitsministerium meldete unlängst Treffen mit dem Geschäftsträger der libyschen Botschaft oder dem ägyptischen Botschafter,  in denen auch Fragen der „illegalen Migration“ besprochen wurden. Inwieweit sich das Abkommen mit Pakistan auf die Zahl pakistanischen Migranten ausgewirkt hat, läßt sich zahlenmäßig noch nicht belegen.

Messerangriffe empören die Bevölkerung

Der Sicherheitsminster von BiH, Selmo Cikotic, sagte Anfang Dezember in einem Fernsehinterview, daß die Zahl der Grenzübertritte von Migranten „im großen Maße verringert wurde“. Momentan würden sich etwa „sieben bis achttausend illegale Migranten“ in BiH aufhalten. Cikotic betonte, daß es im Sommer vergangenen Jahres noch 150 bis 200 Grenzübertritte täglich gegeben habe, im November seien es im Durchschnitt nur noch 20 bis 30 gewesen. 

Zusätzlich zum Chaos der Unterbringung empörten die einheimische Bevölkerung immer wieder Messerangriffe oder Morde von Migranten an Bosniern. Erst am 3. Januar wurde in Bihac ein Mann niedergestochen; als verdächtig gelten drei Marokkaner. 

Besondere Empörung rief der Mord an einem 36jährigen Mann in einem Vorort von Bihac im November hervor. Er war seinem Bruder zu Hilfe geeilt, weil drei Migranten Probleme machten. Sie erstachen ihn und verletzten seinen Bruder schwer. Damals richtete sich die Wut der Bürger auch gegen den Sicherheitsminister Cikotic. Er hatte Sommer die Einheimischen zu trösten versucht, indem er meinte, daß zwar weniger Touristen ins Gebiet kämen, aber es gäbe trotzdem „erhöhten Konsum vieler Güter wegen der Anwesenheit der Migranten, die kaufen, Geld ausgeben“ würden.