© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Das andere Silvester in Favoriten
Österreich: Mit „Allahu Akbar“-Rufen und Böllern gegen die Polizei
Curd-Torsten Weick

Brennende Mülltonnen, Bänke und Zeitungsständer, zerstörte Auslagenscheiben und Kaugummitautomaten sowie geborstene Fensterscheiben. Dazu ein in Benzin getränkter Christbaum und ein Einbruchsdiebstahl. Als die ersten Polizisten am Reumannplatz in Wien-Favoriten in der Silvesternacht eintreffen, werden sie von dem Mob mehrfach mit „Allahu Akbar“-Rufen empfangen und mit Raketen und Böllern beschossen. 

Nach Polizeiangaben flohen alle Randalierer: „Zwei Tatverdächtige flüchteten in ein Wohnhaus, wo man die beiden in weiterer Folge antreffen konnte. Ein 16jähriger und ein 21jähriger syrischer Staatsangehöriger führten die Polizisten zu einer Wohnung, wo sich sieben weitere Personen im Alter zwischen 14 und 29 (zwei Österreicherinnen: 14 und 15jährig, zwei Iraker: 20, 22, drei Syrer: 23, 27 und 29 Jahre) befanden.“ Alle neun Personen wurden unter anderem wegen des Verdachts der schweren Sachbeschädigung vorläufig festgenommen. Gegen den 21jährigen werde auch wegen versuchten Einbruchs ermittelt. 

SPÖ läßt die ÖVP/FPÖ-Kritik abprallen 

Nach den Ausschreitungen übten ÖVP und FPÖ scharfe Kritik an Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). „Immer öfter treten die Integrationsversäumnisse der Stadtregierung zutage. Klar ist: Wer sich nicht an unsere gesellschaftlichen Werte hält, muß mit allen rechtlichen Konsequenzen rechnen“, kritisierte Wiens ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer. Das Wegschauen und Leugnen der Stadtregierung habe lange genug gedauert. 

Parallel dazu forderte der stellvertretende FPÖ-Vorsitzende Manfred Haimbuchner die „Vertreter der Bundeshauptstadt“, die sich gern mit der Aussage schmückten, daß Wien eine Millionenstadt ohne Ghettos sei, auf, sich endlich von ihren „Wunschvorstellungen“ zu verabschieden. „Wer sich an bekannten Brennpunkten wie dem Reumannplatz umsieht, wird merken: Mit Ausnahme von drei Würstelständen gibt es hier kein Österreich mehr, in das man noch irgendwen integrieren könnte. Jegliches Gerede von integrativem Miteinander kann daher nur als pathologische Wahnvorstellung bezeichnet werden“, so das Fazit des oberösterreichischen Freiheitlichen.

Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) ließ die Kritik abprallen, begrüßte die Ankündigung der Polizei, uniformierte Sondereinheiten und Ermittler in Zivil schwerpunktmäßige Kontrollen in Favoriten durchführen zu wollen, und machte die ÖVP für die chronisch un-terbesetzte Favoritner Polizei verantwortlich: „Seit Jahren setze ich mich für eine Aufstockung der bisherigen Planstellen von 300 auf 500 ein – leider gab es dazu von Innenminister Karl Nehammer nur leere Versprechungen.“