© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Blick in die Medien
Infrastruktur bereits vorhanden
Gil Barkei

Die miteinander vernetzten und aufpolierten Mediatheken von ARD und ZDF boten zwischen den Jahren ein buntes Programm. Neben beliebten Klassikern wie „Dinner for One“ warteten Märchenverfilmungen und internationale Produktionen auf Abruf. Schon vorher vermeldete die ARD stolz, ihre Mediathek sei bei der Jahresbilanz 2020 mit „10,2 Millionen Menschen pro Monat“ die Nummer eins unter den Streaming-Portalen der deutschen Fernsehsender. Um so mehr verwundert es, daß die Beitragsempfänger ihre Zusatzangebote ARD Plus und ZDF Select mittlerweile auch beim US-Konkurrenten Amazon Prime Video anbieten; für 4,95 beziehungsweise 4,99 Euro im Monat, zusätzlich zum Amazon-Preis von 7,99 Euro.

Ein flexibles Bezahl­modell des Rundfunks könnte schnell umgesetzt werden.

Läßt der Betrachter einmal den Ärger über das längst bekannte Angebot aus „Tatort“-Folgen und Co. beiseite, erkennt er die Möglichkeiten angesichts des Streits um Einsparungen und Zwangsgebühren. Die Plattform und technische Infrastruktur für eine Bezahlschranke gibt es demnach. Warum also nicht die einzelnen Anstalten radikal verschlanken und stattdessen einen zusammengelegten öffentlich-rechtlichen Streamingdienst von ARD und ZDF aufbauen? Diesen könnte jeder buchen, der die Unterhaltungs- und Sportsendungen von Rateshows über Serien bis zu Fußballspielen sehen und dafür Geld bezahlen möchte. Den Grundversorgungsauftrag mit Informationen könnte als bundesweiter Sender das dann deutlich abgespeckte Erste gewährleisten. Als „Spiegel der Regionen“ würden die dritten Programme dienen. Das ZDF könnte – wie beispielsweise der Publizist Stefan Niggemeier fordert – abgeschafft werden. Ein ähnliches Konzept schlägt die AfD mit dem „Grundfunk“ vor (JF 18/20). Wenn die Öffentlich-Rechtlichen wirklich so viel Vertrauen und Beliebtheit genießen, wie sie selbst oft betonen, dann sollten die Verantwortlichen den Schritt in den offenen Wettbewerb nicht scheuen.