© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Corona erledigt das Dogma vom Ende des Nationalstaats
Immer schon grundfalsch gewesen
(dg)

Die Covid-19-Pandemie ist trotz ihrer verheerenden Wirkung letztlich „nur“ der Auslöser für die dritte große Wirtschaftskrise nach der südasiatischen von 1998/99 und der Finanzkrise von 2008. Sie ist für den Münchner Politikwissenschaftler Jens van Scherpenberg eine wirkliche „Welt-Wirtschaftskrise“, weil jede Weltgegend betroffen ist und es keine größere Wirtschaftsmacht gibt, die durch Importnachfrage anderen Krisenregionen helfen könnte (Gesellschaft–Wirtschaft–Politik, 3/2020). Es sei also zu bezweifeln, daß in absehbarer Zeit ein Wiederanstieg auf das bisherige Niveau weltwirtschaftlichen Wachstums möglich ist. Gewiß sei jedoch, daß der seit den 1990ern im Kontext der Globalisierung auch hierzulande von Politikern verinnerlichte Glaube an das Ende des Nationalstaats und dessen Entmachtung zugunsten transnational agierender Konzerne sich im Zeichen der Pandemie „erledigt hat“. Er sei „schon immer grundfalsch“ gewesen, denn Hauptakteure im Kampf um die Märkte blieben stets nationalstaatlich organisierte Weltwirtschaftsmächte. Die sich in Formen des Wirtschaftskrieges zuspitzende Konkurrenz zwischen den USA und China erschütterte daher die Weltwirtschaft bereits vor Corona. Sie erinnere an das „System rivalisierender Blöcke“ vor 1914, nur daß heute China anstelle des Deutschen Reiches, die USA anstelle Großbritanniens getreten sei. 


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