© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/21 / 08. Januar 2021

Frisch gepresst

China. Die Ärztin und Schuldirektorin Sayragul Sauytbay erzählt der Journalistin Alexandra Cavelius ihre schrecklichen Erlebnisse in einem Umerziehungslager in der chinesischen Provinz Xinjiang. Seit es dort 2014 unter der ethnisch-religiösen Minderheit der muslimischen Uiguren größere Unruhen gab, existiert dort ein riesiges Gulag-Netzwerk, in dem über drei Millionen Angehörige ethnischer Minderheiten – Uiguren, Kasachen, Christen und Mitglieder der buddhistischen Meditationsschule Falun Gong – brutalen Repressionen wie Zwangsarbeit, Gehirnwäsche, Folter, Vergewaltigungen, Zwangsmedikationen und anderen Mißhandlungen unterworfen sind. Sauytbay kommt nach einem Jahr frei, flieht nach Kasachstan und dann weiter nach Schweden. 2020 wird sie vom US-Außenministerium für ihren Mut und ihre Berichte über das Terrorregime der KP Chinas in Xinjiang ausgezeichnet. In ihrem Schlußwort warnt sie vor der imperialistischen und totalitären Politik Chinas, dem weltweit größten Überwachungsstaat, der mit Projekten wie der „Seidenstraße“ andere Länder in Abhängigkeit bringt und die totale wirtschaftliche und politische Kontrolle über den Westen und vor allem über Europa anstrebt. (W.O.)

Sayragul Sauytbay, Alexandra Cavelius: Die Kronzeugin. Eine Staatsbeamtin über ihre Flucht aus der Hölle der Lager und Chinas Griff nach der Weltherrschaft. Europa Verlag, München 2020, gebunden, 352 Seiten, 22 Euro





Öffentlich-rechtlich. Für Neutralität abgestraft. So hat es Katrin Huß 2016 beim MDR erlebt. Der öffentlich-rechtliche Sender warf der Moderatorin nach einem Interview mit Hans-Joachim Maaz vor, die Aussagen des Psychotherapeuten nicht genug in Frage gestellt zu haben. Dieser hatte die Ansicht vertreten, daß es unmöglich sei, alle Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Laut Huß drängte sie der MDR dafür anschließend in eine rechte Ecke, obwohl sie nur hatte professionell bleiben wollen. Letztlich führte das Interview sogar zum Bruch zwischen der Moderatorin und dem Sender, obwohl zahlreiche Zuschauer Huß für das Gespräch lobten. In ihrem Buch läßt sie dies nun Revue passieren. Huß erinnert sich an ihre Zeit als Fernsehjournalistin und beleuchtet die Erwartungen an sie – von Haarfarbe bis Haltung –und kombiniert dabei humorvoll das Zusammenspiel aus beruflicher Erfahrung und persönlicher Entwicklung. (zit)

Katrin Huß: Die traut sich was. Geschichten aus dem Leben einer Fernsehjournalistin. Kopp Verlag, Rottenburg 2020, gebunden, 288 Seiten, 19,99 Euro