Um den Sozialisten Wind aus den Segeln zu nehmen, bringt Reichskanzler Bismark die Sozialgesetzgebung auf den Weg.  Alle Arbeiter werden zwangsweise in der Krankenversicherung (1883) und der Unfallversicherung (1884) aufgenommen. Später kommt noch eine Rentenversicherung hinzu. Die Kosten teilen sich Arbeitgeber, Arbeitnehmer und der Staat.

Deutschlands Recht war schon seit Sachsenspiegel und Magdeburger Stadtrecht ein Exportschlager. Doch viele Staaten, Fürsten und Parlamente erließen Unmengen an unterschiedlichen Gesetzen. Zur Reichsgründung entwickelt sich Deutschland zum einheitlichen Rechtsstaat, auf dessen Fundament wir heute noch bauen und dem sogar der Kaiser unterworfen ist. Geschaffen werden Strafgesetzbuch (1872), Reichsjustizgesetze mit Gerichtsverfassungsgesetz, Zivil- und Strafprozessordnung (1877), Gerichtskostengesetz (1878) und viele weitere. Das bis heute geltende  Bürgerliche Gesetzbuch folgt um 1900.

Zum 1. Januar 1872 führt das Deutsche Reich das metrische System ein. Der Norddeutsche Bund beschloß diese Vereinheitlichung bereits zuvor. Auch andere Maßeeinheiten werden einem allgemeingültigen Standard unterworfen.

Deutschland baute früh ein dichtes Eisenbahnnetz und war damit seiner Zeit voraus. 1885 betrieben die Landesbahnen im Reich 39.141 Streckenkilometer: das größte Netz in Europa. Großbritannien (30.358), Frankreich (29.607), Rußland (25.241) und Österreich-Ungarn (21.786) hatten ein kleineres Netz, trotzdem alle außer den Briten ein größeres Land hatten.

Der Reichstag beschließt am 4. Dezember 1871 das erste Reichsmünzgesetz. Die Mark wird geschaffen. Ab 1914 erhielt sie den Beinamen Goldmark, weil sie zu einem Drittel mit Goldreserven gegen Inflation abgesichert war. 

Die preußischen Bevollmächtigten stellen zur Gründung 1871 nur 17 von 58 Stimmen im Bundesrat. Das ist zwar die höchste Stimmenzahl, entspricht jedoch nicht dem Übergewicht des norddeutschen Staats, der zwei Drittel des Reichs ausmacht. Der Reichskanzler, der meist auch Preußens Kanzler war, braucht also die Unterstützung anderer Teilstaaten, um Gesetze zu beschließen. Hier wurzelt der deutsche Föderalismus.

1893 unterschreibt Kaiser Wilhelm II. ein Gesetz, das die „mittlere Sonnenzeit des 15. Längengrads östlich von Greenwich“ zur alleingültigen Zeit im Reich erklärt. Viele Städte hatten zuvor ihre eigene Zeitzone. Zunehmende Vernetzung durch Eisenbahn und Telegrafie machten eine einheitliche Uhrzeit nötig.   

Am 1. Januar 1871 tritt die erste gesamtdeutsche Verfassung in Kraft. Am 18. Januar wird der preußische König Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen. Die Verfassung bedurfte noch der Zusammenfassung in einem revidierten Verfassungstext. Diese trat ab dem 16. April 1871 in Kraft.

Das Reich schafft zwecks Steueroptimierung und Durchsetzung der Allgemeinen Wehrpflicht 1875 ein Personenstandswesen, das Geburt, Ehe und Tod jedes Bürgers staatlich verzeichnet. Die Zivilehe wird zum Leidwesen der Kirche geschaffen.

Das Auswärtige Amt trägt seit seiner Gründung ununterbrochen ein und den selbigen Namen. Kein anderes Ministerium überstand Revolution, Kapitulation und Ministerwechsel so unbeeindruckt. Gegründet hat es Bismarck schon 1870 im Norddeutschen Bund.

Der Kaiser beauftragt den Halberstädter Wurstfabrikanten Friedrich Heine, 1896 zur Einweihung des Kyffhäuser-Denkmals 40.000 Würstchen zu liefern. Um die große Menge frisch halten zu können, erfand dieser die Dosenwurst. Die Feier fiel zunächst wegen schlechten Wetters aus und Heine blieb auf seinen Würsten sitzen, bemerkte aber, daß diese immer noch frisch genug für einen Verkauf waren.

Das Deutsche Reich führt 1874 eine allgemeine Impfpflicht für die Pocken ein. Der Impfstoff ist kostenlos. Im größten Teilstaat Preußen sinkt die Anzahl der Todesfälle durch Pocken von 2.642 im Jahr 1868 auf drei im Jahr 1879. Die Pocken plagten Menschen schon seit dem alten Ägypten.

Ein Großteil aller Deutschen lebt fortan in einem ersten deutschen Nationalstaat. Die deutsche Kleinstaaterei wird beendet. Berlin wird Hauptstadt.

Von den Briten geplant als Label, um deutsche und damit vermeintlich minderwertige Waren zu stigmatisieren, wandelt sich „Made in Germany“ bald zum Gütesiegel für günstige Qualitätsprodukte.

Männer ab dem 26. Lebensjahr wählen ab 1871 mit gleichen und geheimen Stimmen Abgeordnete in den Reichstag. Das entspricht wegen der großen Zahl an jungen Deutschen nur 20 Prozent der Bevölkerung, ist  aber Spitze im europäischen Vergleich. Nur in Frankreich wählen anteilig mehr Bürger.

Carl Benz baut 1885 das erste Automobil. 1886 meldet er dieses motorisierte Dreirad zum Patent – im 1877 gegründeten Kaiserlichen Patentamt – an. Nicolaus Otto brachte bereits 1876 mit Hilfe von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach den Viertaktmotor zur Serienreife. Damit wir der Grundstein für die erfolgreiche Automobil-Exportnation Deutschland gelegt.

1887 gibt es erste Überlegungen zur Gründung eines Instituts zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Der Vorläufer des heutigen Robert-Koch-Instituts (RKI) und der Charité, das Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten, wird für Robert Kochs Forschungen 1891 gegründet.

Obwohl polytechnische Schulen oder Gewerbeschulen schon seit 1800 auf dem Gebiet Deutschlands aktiv waren, kam die Bezeichnung Technische Hochschule erst mit der Kaiserzeit auf. So wurde 1879 die heutige TU Berlin durch einen Zusammenschluß der Bau- und Gewerbeakademie zur TH Berlin. Auch die auf Technik, Handel und Wirtschaft ausgerichtete Realschule gewinnt dank der rasant wachsenden Bevölkerung an Zulauf.

Deutschland führt zwischen 1871 und 1900 mit einem Viertel des weltweiten Exports  chemischer Produkte weltweit. Großbritannien liegt mit 16 Prozent auf dem zweiten Platz. Hauptabsatzprodukte waren Farbstoffe, wie das das Indigo ersetzende Anilin, und Medizinprodukte. Das Reich galt daher als die „Apotheke der Welt“.