© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/21 / 15. Januar 2021

Haltungsnote
Gegen den „mittelalterlichen Mob“
Gil Barkei

Zwar bleibt ein breiter Aufschrei weiterhin skandalös aus, aber die Zahl derer, die genug haben von Löschexzessen, wächst – auch unter Prominenten. Ausgeschert aus dem Gleichschritt der „Kulturschaffenden“ ist Rowan Atkinson. Der „Mr. Bean“-Darsteller wetterte gegen die sogenannte „Cancel Culture“. Die Praxis des Verdrängens von Personen oder Inhalten aus dem öffentlichen Leben zugunsten politischer Korrektheit gleiche einem „mittelalterlichen Mob“, kritisierte der Komiker gegenüber der britischen Zeitschrift Radio Times. Es sei wichtig, offen für ein weites Spektrum an Meinungen zu sein. Derzeit suchten Anhänger der „Cancel Culture“ aber nach unliebsamen Personen, die sie sinnbildlich auf dem Scheiterhaufen verbrennen könnten. Deshalb mache er sich große Sorgen um die Zukunft.

Atkinson sieht bei den Betreibern der sozialen Medien eine Mitschuld. Diese grenzten mit Hilfe von Algorithmen ein, was die Öffentlichkeit sehen dürfe und was nicht. Damit förderten sie eine vereinfachte und zwiegespaltene Sicht auf die Gesellschaft, in der man entweder für oder gegen die herrschende Meinung sei. Falls man dagegen sei, verdiene man es nach dem Willen der „Cancel Culture“-Anhänger, geächtet zu werden.