© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/21 / 22. Januar 2021

Zeitschriftenkritik: Der Burschenschafter
Blick auf die DDR-Opfer
Werner Olles

Die aktuelle Ausgabe des zweimal jährlich erscheinenden Periodikums der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft (ADB) Der Burschenschafter (2/2020) legt einen Schwerpunkt auf „30 Jahre deutsche Einheit“, widmet sich dabei jedoch kritisch einem Aspekt, der in der öffentlichen Debatte zu wenig Beachtung findet: dem Umgang mit den Opfern der sozialistischen Diktatur. So stellt die Publizistin, ehemalige Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen, CDU) und Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld in ihrem Beitrag „Deutschland vereint, aber tief gespalten“ ihre persönliche Bilanz der Wiedervereinigung vor. Anschaulich beschreibt sie, wie es der Linksfront aus SPD, Grünen und SED-Linken am 30. Jahrestag gelang, den Bürgerrechtler, CDU-Politiker und Merkel-Kritiker Arnold Vaatz am 3. Oktober im Sächsischen Landtag als Festtagsredner zu verhindern. Vaatz, der zu den bekanntesten Führungsfiguren des Widerstands gegen das SED-Unrechtsregime gehört, zählt bis heute zu den Haß-Objekten der SED-Linken. Als „größten Fehler“ bezeichnet Lengsfeld, die SED als herrschende Partei der DDR-Diktatur „nicht zu verbieten oder wenigstens zu enteignen“. So blieb ein Riesenvermögen von 24 Milliarden D-Mark dem SED/PDS-Propagandaapparat erhalten, um „den verlogenen Antifaschismus der DDR ins vereinte Deutschland zu retten“. Daß die SED-Linke heute zu den demokratischen Parteien zählt, ist für Lengsfeld der eigentliche Skandal.

Hubertus Knabe setzt sich in seinem Beitrag mit den SED-Unrechtsbereinigungsgesetzen auseinander und den 62.000 Ermittlungsverfahren gegen rund 100.000 Personen, von denen nur gut ein Prozent überhaupt zur Anklage kam. Auch der größte Teil des SED-Politbüros ging straffrei aus, selbst das Verfahren gegen SED-Generalsekretär Honecker wurde eingestellt; Stasi-Chef Mielke kam nach einem Jahr wieder frei. Dafür hob der Bundestag 2001 die Renten für ehemalige Stasi-Mitarbeiter um satte 30 Prozent an. Die Honecker-Witwe erhielt eine Rentenerhöhung von 400 D-Mark monatlich und zusätzlich eine Nachzahlung von 45.000 D-Mark. All dies habe bei vielen Opfern der SED-Diktatur zu Verbitterung geführt, bei aller Freude über das Ende des sozialistischen Regimes sei ein „bitterer Beigeschmack“ geblieben, da die Gerechtigkeit, die man sich als anerkanntes Opfer der DDR-Diktatur erhoffte, größtenteils ausgeblieben sei.

Weitere Beiträge beschäftigen sich mit „Anmerkungen zur Wahl in den USA“ (Armin-Paul Hampel), dem berüchtigten „Genderstern“ (Thomas Paulwitz), „30 Jahren Wiedervereinigung: Dankbarkeit und Wut (Philip Plickert) sowie mit der Berliner SPD-Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales“, Sawsan Mohammed Chebli auf ihrem „Nutzlos-Posten auf Kosten deutscher Steuerzahler“ (Uta Ogilvie). Zahlreiche Buchrezensionen und Informationen aus den Burschenschaften beschließen das Heft.

Kontakt: Eigenverlag der Allgemeinen Deutschen Burschenschaften, Theresienstr. 40, 50931 Köln. Ein Jahresabo für 2 Ausgaben kostet 14 Euro. 

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