Bald zehn Jahre ist es her, daß Karl-Theodor zu Guttenberg in Bayreuth der Doktorgrad aberkannt wurde. Es folgten Silvana Koch-Mehrin, Georgios Chatzimarkakis, Bijan Djir-Sarai oder Annette Schavan. SPD-Bürgermeisterkandidatin Franziska Giffey verzichtete 2020 freiwillig auf ihren Doktor der Freien Universität Berlin (FU) . Alle promovierten in „Laberfächern“ – aber hat nun auch die Physik ihren Relotius? Ein früherer Professor der Freien Universität Berlin (FU) steht im Mittelpunkt eines Wissenschaftsskandals. Der mit Preisen und Geldern überhäufte Forscher soll in seiner Dissertation plagiiert und Meßdaten manipuliert haben. Zwar verlor er seine FU-Stelle, „Doktor“ blieb er. Martin Tefzer, der als AfD-Abgeordneter hierzu eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt hatte, findet es „schwer verständlich, warum die FU nicht in Revision gegangen ist und der Physiker so seine akademischen Titel weiter tragen kann“.

Die Versuchung wird sicherlich groß gewesen sein, einmal im Leben Prüfungsamt zu spielen.

Giffey hatte 2010 an der FU „promoviert“, ihr CDU-Kollege Frank Steffel 1999 – zehn Jahre später wurde ihm der Titel entzogen. Die FU, eine der deutschen „Exzellenzuniversitäten“, scheint also ein besonderer Mikrokosmos zu sein. Immerhin hat die FU auch ein Herz für pfiffige Studenten. Diese konnten ihre Noten in der Corona-Krise „frisieren“: Laut Netzpolitik.org konnten wegen eines technischen Fehlers mehrere Studenten am 12. Januar alle Noten einsehen und verändern, die die FU seit 2005 vergeben hatte. Ob die Gelegenheit wirklich genutzt wurde, wird noch untersucht. Doch die Versuchung wird sicherlich groß gewesen sein, einmal im Leben Prüfungsamt zu spielen. Darüber hinaus ist es ein datenschutzrechtliches Desaster, daß die Noten von Zehntausenden einsehbar waren. Der Ruf der FU und des Wissenschaftsstandorts Berlin wird so weiter ruiniert – zum Schaden der vielen ehrlichen Studenten und Wissenschaftler.