© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Aufgeschnappt
Kultursensibel ekeln
Matthias Bäkermann

Kennen Sie Durian? Das ist die Frucht eines in Indonesien und Malaysia beheimateten immergrünen Baumes. Über den Geschmack des puddingartigen, gelben Fruchtfleisches, angesiedelt zwischen strenger Vanille und fauligen Zwiebeln, herrschen allergrößte Meinungsverschiedenheiten. Ähnlich dem Surströmming, jenem schwedischen Fisch mit Milchsäuregärung, gibt es eine kleine Schar von Liebhabern – während die allermeisten vom bestialischen Gestank abgeschreckt sind. Durian setzt den Geruchsstoff Ethanthiol frei, der als eines der am übelsten riechenden Moleküle klassifiziert wird. Deshalb ist die grüne Frucht in Singapur im öffentlichen Nahverkehr verboten, auch Flughäfen und Hotels in Südostasien haben Durian auf den Index gesetzt.

Das öffentlich-rechtliche Online-Medienportal „Funk“ klärte vergangene Woche zu „4 Fakten über die Kotzfrucht Durian“ auf. Allerdings war die gängige Bezeichnung „Kotzfrucht“ bereits zuviel für manche der präadulten Schneeflöckchen-Nutzer, weil der Begriff „respektlos gegenüber anderen Kulturen“ sei. Und „Funk“ wäre nicht „Funk“, wenn man auf jene Klagen nicht sogleich bußfertig geloben würde: „Es wäre künftig besser, positiver zu sein, wenn es um Lebensmittel geht, die in Deutschland nicht so verbreitet sind.“