© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Plappermaul der Woche
Wenn Bodo daddelt
Hermann Rössler

Politik ist wie Puzzle spielen. Jedenfalls schließt sich das nicht aus, folgt man den Aussagen des thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke). „Die einen spielen Sudoku, die anderen spielen auf ihren Handys Schach oder Scrabble, und ich spiele Candy-Crush“, erklärte der Linkspolitiker der Nachrichtenagentur dpa mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz. Vergangenen Freitag abend hatte sich Ramelow mit Manuela Schwesig (SPD), einigen Jungpolitikern sowie etwa tausend weiteren Zuschauern zum Plausch in der exklusiven „Clubhouse“-App (siehe Seite 17) getroffen. Was der gebürtige Niedersachse bei dem sogenannten „Trash-Talk“ unbekümmert von sich gab, publizierte der Chefredakteur der Welt am Sonntag, Johannes Boie, am folgenden Tag in seinem Blatt. Über Ramelows „Verhalten in der Pandemie zu schreiben, ist journalistische Pflicht“, meint Boie. Neben seiner Vorliebe für Handy-Spiele plapperte der Wahl-Thüringer nämlich auch über „zu viele Tote“, die sein Land aufgrund der Pandemie zu bedauern habe, durch die ihm jedoch erschwert würde, in Debatten zu punkten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verpaßte er den Kosenamen „das Merkelchen“. Politisch feinfühlig entschuldigte er sich für „das Merkelchen“ auf Twitter. „Eine kluge Frau“ habe ihn aufgeklärt, daß das ein „Akt männlicher Ignoranz“ sei. Gut gespielt, Ramelow.