© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/21 / 29. Januar 2021

Frisch gepresst

Reichsuniversität. Wie vom preußischen Kultusministerium geplant, erreichte die 1872 in Straßburg gegründete Kaiser-Wilhelm-Universität als Lehr- und Forschungsstätte schnell das internationale Ansehen der altehrwürdigen Pariser Sorbonne. Die „moralischen Eroberungen“, die diese Exzellenz-Universität beim stark frankophilen Bildungsbürgertum des „Reichslandes“ machen sollte, fielen indes bescheiden aus. Das ambitionierte kulturpolitische Projekt endete nach 46 Jahren, im November 1918, als die deutschen Professoren über Nacht von den französischen Kriegsgewinnern vertrieben wurden. Nur drei Jahre waren hingegen der Wiederholung des Experiments vergönnt, der als NS-„Bollwerk des deutschen Geistes“ 1941 eröffneten, ebenfalls vorzüglich ausgestatteten „Reichsuniversität Straßburg“. Um deren Geschichte haben sich Wissenschaftshistoriker bisher wenig gekümmert. Um so dankbarer darf man sein, daß Rainer Möhler diese zeitgeschichtliche Lücke mit seiner monumentalen, alle Fakultäten, jeden Lehrstuhl und jedes Institut berücksichtigenden Darstellung geschlossen hat. Naturgemäß ging dabei Breite vor Tiefe. Denn mit großem Fleiß befriedigt Möhler zwar nach Art des „Gelehrten-Kürschners“ alle bio-bibliographischen Vollständigkeitsansprüche, bietet aber für das disziplinhistorische Profil vieler „Nazi“-Wissenschaftler allzu oft nur Kompilationen aus einer vom linken Zeitgeist durchtränkten Literatur an. (wm)

Rainer Möhler: Die Reichsuniversität Straßburg 1940–1944. Eine nationalsozialistische Musteruniversität zwischen Wissenschaft, Volkstumspolitik und Verbrechen, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2020, geb., 1.047 Seiten, Abb., 88 Euro





Frühe Bundeswehr. Als der junge Rekrut Fritz Krüger 1962 als Artillerist nach Oldenburg eingezogen wird, ist gerade die Wehrdienstzeit auf 18 Monate verlängert worden. Kuba-Krise, Ausbilder mit Kriegserfahrung, Marschgesang und hohe Dienstbelastung prägen die ersten Monate, die Krüger authentisch anhand von damaligen Schreiben an seine Verlobte widerspiegelt. Auch wenn die Segeltuchgamaschen bald ausgetauscht wurden, prägten Handwaffen wie G3, P1, „Uzi“ oder MG noch bis weit in die neunziger Jahre die Bundeswehr. Sein Buch bietet faszinierende Einblicke in eine Truppe weit entfernt von Frauen, Dienstzeitkonto und Auslandseinsätzen. (bä)

Fritz J. Krüger: Augen geradeaus! Aus den Anfangsjahren der Bundeswehr. epubli Verlag, Berlin 2021, broschiert, 202 Seiten, Abbildungen, 12,90 Euro