© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

Aufgeschnappt
Plage im Dienstwagen
Matthias Bäkermann

Im Münchner Stadtrat gibt es jetzt ein neues Feindbild: nicht mehr nur weiß und maskulin kommt es daher, sondern als „Mann im Dienstwagen auf dem Weg zur Arbeit“. Wie die Fraktionen SPD/Volt und Die Grünen/Rosa Liste übereinstimmend feststellen, ist die gesamte Verkehrsplanung der Isarmetropole auf diesem Stereotyp aufgebaut. So klagen die Stadtratsfraktionen in ihrem Antrag „Gerecht vorankommen: Gender Planning in der Münchner Verkehrswende“ vom 29. Januar darüber, daß grüne Wellen an der Kreuzung oder Parkplätze zum Komfort des verhaßten arbeitssamen Steuerbürger-Pendlers eingerichtet seien. „Baldmöglichst“ soll nun immer ein „Hearing im Moblitätsausschuß“ für gendergerechte Planung stattfinden. „Dabei geht es vorrangig darum, wie die Bedürfnisse aller Mobilitätsteilnehmer*innen berücksichtigt und speziell weibliche Bedürfnisse an Mobilität in der Infrastruktur umgesetzt werden.“ Es sei „zentral“, daß das Mobilitätsreferat diese Grundsätze im Blick hat. 

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kann sich allerdings für den Antrag seiner Genossen wenig erwärmen. „Daß Frauen eigene Parkplätze oder Ampelphasen brauchen, ist absurd – das sehen auch SPDler so“, schreibt die Bild München dem „gar nicht glücklichen“ Stadtoberhaupt zu.