© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

Ländersache: Sachsen
Fit für den Kampf um Connewitz
Paul Leonhard

Während Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) den Schwerpunkt in der Extremismusbekämpfung im rechten Spektrum sieht, sammeln sich die gewaltbereiten „Antifaschisten“ im Freistaat in Kampfsportgemeinschaften. Schwerpunkt dabei ist die autonome Szene in Leipzig, wo es erklärtes Ziel der Linksextremisten ist, die Herrschaft über ganze Stadtteile zu übernehmen und Sperrzonen für die Polizei zu errichten. 

Das zeigen die regelmäßigen Ausschreitungen im Szenestadtteil Connewitz und die Angriffe auf die dortige Polizeiwache. Um schlagkräftig zu sein, sei es wichtig, sich körperlich fit zu halten und den Kampfsport regelmäßig zu trainieren, heißt es auf einschlägigen Internetseiten der Szene. Erklärtes Ziel seien „militante Aktionsformen gegenüber dem politischen Gegner und der Polizei“, zitierte der Mitteldeutsche Rundfunk am Montag aus einem Schreiben des sächsischen Verfassungsschutzes. 

Auch im Bundesinnenministerium ist aufgefallen, daß bei Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken „die Anwendung von Gewalt zunehmend von linksextremistischer Seite ausgeht“. Längst gelte innerhalb der Szene ein „antifaschistischer Selbstschutz“ als unbedingt notwendig. Die Frage nach der Anzahl der linksautonomen Kampfsportler und ihren Treffpunkten bleibt der sächsische Geheimdienst bisher schuldig. 

Aber auch das Bundesamt für Verfassungsschutz verweist auf Leipzig, wo sich die „die gewaltorientierte linksextremistische Szene gegenüber der Kampfsportszene und anderen gewaltaffinen Szenen geöffnet“ habe. Die Autonomen hätten „ihr Zielspektrum erweitert, ihren Einflußbereich auf gewaltbereite Fußball-Ultras und die Kampfsportszene ausgedehnt“ und zeigten eine zunehmende Gewaltbereitschaft.

Eine Entwicklung, die im MDR ein namentlich nicht genannter Leipziger Kampfsporttrainer bestätigt, der von einem wachsenden Interesse der Antifa am Kampfsport spricht. In der SPD-regierten Messestadt würden sich mehr und mehr Strukturen bieten, die Kampfsportarten in der gesamten Breite anbieten. Eine Entwicklung, die der SPD-Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas bestreitet: Es gebe dafür keine Belege.

Die Aktivitäten in Kampfsportvereinen dienen den Autonomen auch als Möglichkeit, neue Mitstreiter zu rekrutieren. Man wolle das „stetig wachsende Interesse an Kampfsport mit der Vermittlung von politischen Themen verbinden“, um „verschiedenste Menschen anzusprechen“ und „diskriminierungsfreie Räume zu schaffen“.

Tatsächlich potenziert sich in Leipzig eine Szene, die nach der Kampagne linker Kampfsportler „Runter von der Matte“ den Verfassungsschützern bereits seit einigen Jahren deutschlandweit Sorgen bereitet. Auch das Bundeskriminalamt verweist auf eine sich im Zuge ihres „antifaschistischen Kampfes“ immer mehr radikalisierende Szene im linken Milieu, was insbesondere für Leipzig gelte. 

Der sicherheitspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Carsten Hütter, wirft Wöller vor, „auf dem linken Auge blind“ zu sein. Wohl deswegen wechselte auch der Direktor der Polizeidirektion, Torsten Schulze, nach nur zwei Jahren im Amt auf eigenen Wunsch zurück ins ruhigere Innenministerium nach Dresden.