© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

Grüße aus Helsinki
Brüssel belohnt Mißwirtschaft
Olli Kotro

In Finnland wird immer mehr darüber diskutiert, ob man mit härteren Maßnahmen gegen das Coronavirus vorgehen sollte. Es gibt schon mindestens hundert neue mutierte Coronavirus-Fälle und man spricht sogar über einen harten Lockdown. 

Die Einreisebeschränkungen wurden Ende Januar wieder verschärft, Paßkontrollen gibt es schon seit Oktober. Nun darf nur noch einreisen, wer finnischer Staatsbürger ist, eine Aufenthaltsgenehmigung hat, in dem Land studiert, einer diplomatischen Tätigkeit nachgeht oder Asyl beantragt. 

Viele freuen sich über diese Maßnahme am Flughafen Helsinki-Vantaa und in den Häfen. Interessanterweise gibt es in der Hauptstadtregion weniger Wohnungseinbrüche seit der Einführung der Paßkontrollen. Diese Kausalität darf man natürlich nicht ansprechen, da einige empfindliche multikulturelle und „pro-europäische“ Personen sich beleidigt fühlen könnten.

 Epidemien kommen und gehen, sagen viele. So ist es auch. Eines bleibt aber: die riesigen Nettozahlungen an die EU. Bislang wurde bekanntgegeben, daß Finnland mindestens 6,6 Milliarden Euro dem Wiederaufbaufonds entrichten muß. Bekommen sollte das Land rund 3,2 Milliarden Euro.

Wem es gut geht, soll bestraft werden, wer schlecht wirtschaftet, wird belohnt.

Jetzt gibt es neue Zahlen. Finnland geht es vermeintlich zu gut, daher werden dem Land vielleicht nur 2,7 Milliarden Euro zugewiesen. Die dortige Europaministerin Tytti Tuppurainen sieht dies aber als etwas Positives: Das Wirtschaftswachstum war höher als prognostiziert, deshalb bekommt Finnland weniger Hilfsgelder. 

 Hier zeigt sich die EU-Logik: Wem es gut geht, soll bestraft werden, wer sich aber herunterwirtschaftet, wird belohnt. Doch die „Pro-Europäer“ haben immer eine Antwort: „Es geht ja nicht ums Geld. Wir sind eine Union der Werte.“ Es wäre interessant zu wissen, ob diese „Werte“ auch dann noch gelten würden, wenn Ost- und Südeuropa weniger bekämen. Die Antwort aus Italien, Spanien oder Rumänien würde ganz anders aussehen. 

 Dann gibt es die, die sagen, daß die EU eine sicherheitspolitische Lösung ist. Unklar bleibt, wie eine von Brüsseler Bürokraten gesteuerte armeelose Union Sicherheit bringt. In Finnland denkt man aber optimistisch: Unbegrenzte Treue zahlt sich aus, und wenn nicht, ist es nicht so schlimm. Zumindest hat jemand einen riesen Spaß auf unsere Kosten gehabt.