© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 06/21 / 05. Februar 2021

Peinliche Panne bei „antirassistischer“ Ortsnamensäuberung
Von Mohren und Mardern
(ob)

Die Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft ist kein „Schwatzfach“, sondern gilt seit dem frühen 19. Jahrhundert als knochenharte philologische Königsdisziplin. Allerdings durften Linguisten nie auf große öffentliche Resonanz rechnen. Dies änderte sich mit dem Siegeszug der „Gender-Sprache“, der viele Fachvertreter ermunterte, ihren Elfenbeinturm zu verlassen. Unter ihnen schaffte es Anatol Stefanowitsch (FU Berlin), Experte für Korpuslinguistik, mit seiner im Duden-Verlag publizierten Antwort auf die Frage „Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ („Eine Frage der Moral“, 2018) zu einiger Szene-Prominenz. Doch Ruhm will gepflegt sein, so daß Stefanowitsch sich jetzt daran machte, Ortsnamen unter Rassismus-Verdacht zu stellen, darunter auch Mohrkirch im Kreis Schleswig-Flensburg. Daß der Name keine Schwarzafrikaner „diskriminiert“, sondern, wie er auf der Netzseite der 1.000-Seelen-Gemeinde hätte erfahren können, sich vom dänisch „mår“ für Marder herleitet, ficht den wackeren Anti-Rassisten nicht an. Denn nicht die Etymologie entscheide, sondern die moderne Deutungsmöglichkeit. Sollten die Mohrkirchener aber aus Gründen der „Heimatverbundenheit und Identität“, so bemäntelt Stefanowitsch seine Blamage, gegen eine Umbenennung ihres Ortes votieren, wolle er das „akzeptieren“ (Schleswiger Nachrichten vom 16. Januar). 


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