© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

AfD-Listenparteitag in Sachsen
Druck im Kessel
Christian Vollradt

Zum Selbstbewußtsein von Sachsens AfD gehört es, den eigenen Erfolg anderen in der Partei als Ergebnis des „Wir sind Wir“ vorzuhalten: lieber etwas härter – und zusammengeschweißt. Auch auf dem Listenparteitag in Dresden war man für Appelle zur Geschlossenheit besonders empfänglich. Das Mantra: Wir lassen uns nicht spalten. Zu ergänzen: weder von Jörg Meuthen noch von Thomas Haldenwang. „Wenn wir die AfD an den Wünschen des Verfassungsschutzes ausrichten, ist das Experiment AfD gescheitert“, grußwortete der Ehrenvorsitzende Alexander Gauland. Aber alle „Einig, einig, einig“-Aufrufe übertünchen nur, daß der Druck auf die Partei nicht (nur) von außen, sondern auch von innen kommt. Wo es gärt, muß etwas raus. Die Frage ist nicht, ob – sondern wann. Und wer.

Nachdenklichere, gar selbstkritische Töne waren in Dresden ganz offensichtlich nicht gefragt. Mehrheiten jenseits des eigenen, hundertfünfizigprozentigen Beritts ansprechen? Eher nicht. Rhetorisch und personell entzündete man das Herdfeuer, das die eigene Stube wärmt, wenn draußen der eisige Wind pfeift. Damit richtet sich die AfD übrigens vor allem an den Wünschen ihrer politischen Gegner aus. Es werde „der Tag kommen, an dem eine geschwächte CDU nur noch eine Option hat: uns“, hatte Gauland seinen Parteifreunden vor gut einem Jahr noch zugerufen. Dieser Tag ist mittlerweile in weite Ferne gerückt.