© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 07/21 / 12. Februar 2021

Aufgeschnappt
NoMathe
Mathias Pellack

Die Virologin und Corona-Regierungsberaterin Melanie Brinkmann ist, wie neueste Tweets auf Twitter belegen, doch nicht ganz unfehlbar. Bei der Tour durch die Medienlandschaft verbreitet sie in jedes Mikro, das ihr hingehalten wird, die sogenannte NoCovid-Strategie, welche unter anderem eine Inzidenz von unter zehn fordert. Dem Deutschlandfunk rechnete sie zum Zweck der Veranschaulichung der schlimmen Situation vor, daß die Inzidenz von 100 viel zu hoch sei. Für die Stadt, in der sie ihren Lehrstuhl innehat – Braunschweig –, seien das 250 Neuinfektionen pro Tag. Das klingt erst mal viel. Ist es auch. Sogar fast sechsmal zuviel! Denn wie ein Cambridge-Doktorand in dem sozialen Medium vorrechnete, bedeutet eine Inzidenz von 100 für die Großstadt Braunschweig nur vergleichsweise läppische 36 Infektionen pro Tag. 36 oder 250 – egal, findet die Gruppenleiterin an einem der renommiertesten Deutschen Forschungsinstitute, dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. 

„Mea culpa!“, sagt Brinkmann, aber am zugrundeliegenden Problem ändere das nichts. Auf die Nachfrage des Doktoranden, ob dann nicht auch eine Inzidenz von 50 eine sinnvolle Grenze sein könne, antwortet Brinkmann schlicht nicht mehr.